Ende der 1880er wurde es erstmals in Birka, Schweden, entdeckt: ein Grab, in dem nicht nur Überreste eines Menschen lagen, sondern auch Schwerter, ein Speer, Pfeilspitzen und zwei geopferte Pferde. Für die Archäolog*innen war schnell klar: Hier kann es sich nur um einen Krieger handeln! Also um einen Mann! So ist die Stätte symbolisch für das vermeintlich männliche, harte Kriegerleben in die Geschichtsbücher eingegangen.

Und wenn die Wikingerin doch als Mann unterwegs war?

Doch dann fand ein zehnköpfiges Forschungsteam der Universität Stockholm im Jahre 2017 heraus, dass es sich bei den Überresten eines vermeintlichen Wikingerkriegers um eine Frau handelte. Die Bioarchäologin Anna Kjellström von der Uni Stockholm hatte die Beckenknochen und den Kiefer der Person näher untersucht. Sie bemerkte, dass die Maße nicht den typischen Maßen eines männlichen Körpers zu entsprechen schienen. Ein DNA-Test bestätigte die Vermutung, dass der bestattete Körper einer weiblichen Person zuzuordnen sei. Doch da dieses Ergebnis nicht in die ausschließlich cis-männliche Erzählung der Wikinger passte, wurde das Ergebnis lange angezweifelt.

Nun lieferten dieselben Wissenschaftler*innen in einer aktuellen Veröffentlichung den endgültigen Beweis: Auch ein zweiter DNA-Test habe ergeben, dass es sich hier um eine Person mit zwei X-Chromosomen handelt. Was die Forscher*innen aber auch festhalten: "Können wir uns sicher sein, dass die Person [...] eine Frau war, in einem geschlechtlichen Sinne? Nein, können wir nicht. Sie kann die soziale männliche Rolle angenommen haben."