Um am Ende ein einzelnes scharfes Bild zu erhalten, muss Fotograf Chris Perani mehr als 2.000-mal auf den Auslöser seiner Kamera drücken.

Das gesellschaftliche Ansehen von Schmetterlingen ist ja durchwachsen. Sind sie bunt und fliegen engelsgleich von Blüte zu Blüte, finden wir sie hübsch und ihre Anwesenheit angenehm. Machen sie Zwischenrast auf unserer Schulter, ist das okay. Wir vertrauen ihnen und lassen sie machen. Wir fühlen uns geehrt, fast gehuldigt, der Landeplatz dieser zarten Kreaturen sein zu dürfen.

Dann gibt es da noch ihre unbeliebten Kolleg*innen der Nacht. Sogenannte Nachtfalter gehören genauso zur Ordnung der Schmetterlinge, sind nachtaktiv und haben daher meist grau-braun gefärbte Flügel. Abseits dieser Farbgebung unterscheiden sie sich optisch kaum von Tagfaltern. Trotzdem behandeln wir sie, als hätte Satan sie persönlich geschickt. Wir vertrauen ihnen nicht. Sie fliegen nicht, sie schwirren. Sie sind nicht hübsch, sie sind eklig. Wenn sie es wagen, sich in einer Sommernacht in unsere hellen Wohnzimmer zu verirren, müssen sie unverzüglich weg. Dabei tun wir den Nachtfaltern unrecht.

Ein Bild setzt sich aus mehreren Tausend Fotos zusammen

Chris Perani war von der Musterung dieser falterlichen Flügel so fasziniert, dass er ihnen eine ganze Fotoreihe widmete. Dem selbsterlernten Fotografen kam die Idee, als er in der San Francisco Academy of Science Schmetterlinge unter einem Mikroskop inspizierte. "Viele sehen erst gleich aus, aber sobald man sie vergrößert, erkennt man, wie unterschiedlich sie sind", sagt der 21-Jährige. Diese Faszination nahm er mit nach Hause. Dort wollte er dasselbe mit einer Fotokamera erkunden.

In einem Onlineshop kaufte er Schmetterlingspräparate. Die Technik, die für Makrofotografie notwendig ist, schaute er sich bei Levon Biss ab, einem Fotografen, der für seine Insektenporträts bekannt ist. Es vergingen Monate, bis er die Shootings perfektioniert hatte. Schmetterlingsflügel sind hochdelikate Motive. "Der kleinste Fehler, ein wackeliger Tisch, Staubkörner, kleine Bewegungen des Lichts und alles war verschwommen", erzählt Perani. "Das war extrem frustrierend!"

Viele sehen erst gleich aus, aber sobald man sie vergrößert, erkennt man, wie unterschiedlich sie sind.
Chris Perani

Auch heute, nach mehrjähriger Erfahrung, steckt der Fotograf zwei bis drei Stunden Arbeit in ein Foto. Jedes Bild besteht aus etwa 2.100 Einzelfotos, ein Panoramafoto sogar aus mehr als 10.000. Dafür ist die Kamera auf einer Schiene montiert. Sie verschiebt die Kamera nach jedem Foto um 0,003 Millimeter. Das ist im Durchschnitt etwa ein Zwanzigstel eines menschlichen Haars. Die Tausenden Fotos legt er anschließend bei der technischen Nachbearbeitung übereinander und kreiert so ein scharfes und detailreiches Bild. Das Ergebnis sei die Mühen jedenfalls wert, sagt er. Von allen Schmetterlingen fotografiert Perani am liebsten den Pfauenspinner: "Mit seinen bunten Flügeln und den sehr großen Schuppen sieht er einfach großartig aus."

Falter tarnen sich mit ihrer Farbenpracht

Ob Tag- oder Nachtfalter, ob geliebt oder verabscheut, die Flügel von Schmetterlingen sind von regelmäßig angeordneten, winzigen Schuppen überzogen. Wie Dachziegel liegen sie auf der Ober- und Unterseite der Flügel. Mit Färbungen tarnen sie sich oder täuschen und warnen ihre Fressfeinde. Grelle Farben lassen sie giftig oder gefährlich erscheinen. Manche imitieren Tieraugen zur Abschreckung, andere wiederum tarnen sich, indem sie Blattadern, verwelktes Laub, Baumrinde oder Vogelkot vorgaukeln. Mehr als 160.000 verschiedene Schmetterlingsarten gibt es und jede davon hat ein Schuppenkleid, das es perfekt für ihren jeweiligen Lebensraum macht.

In Deutschland sind etwa 3.700 Schmetterlingsarten heimisch. Die Deutsche Wildtierstiftung ordnet sie der dritten von vier Gefährdungsstufen zu: "Die Hälfte der Bestände sind erheblich zurückgegangen oder durch menschliche Einwirkungen bedroht."