Donald Trump hatte einen Kampfjet im Rücken, als er am Dienstag das Weltall zum Kriegsgebiet erklärte. Es sei ein Kriegsgebiet, wie Land, Luftraum, Gewässer welche seien, sagte er in San Diego. Daher brauche es neben der Air Force auch eine neue militärische Gattung: die Space Force.

An diesem Tag sollte der US-Präsident vor dem US-Marine-Corps sprechen, den Soldat*innen für ihre Arbeit danken und in die Zukunft der Streitkräfte blicken. Die ganze Sache mit der Space Force sei eine spontane Idee von ihm gewesen (im eingebetteten Video ab Minute 18:00).

Die Szene ist reichlich bizarr, ein bisschen klingt es, als sei Trump die Idee bei einem Kneipenabend gekommen. Die USA möchten nun also ein Kampfgeschwader aufbauen, das im All umherschwirrt, um dort – ja, was eigentlich zu bekämpfen? Asteroiden? Außerirdische? Russische Satelliten?

Gegen was man sich im Weltall verteidigt, lässt Trump offen. Genau das ist eines der Kernprobleme seiner Präsidentschaft.

Dieser US-Präsident fördert permanent territoriales Denken

Trump reproduziert seit dem Wahlkampf konstant Feindbilder oder schafft gleich ganz neue. So philosophierte er damals davon, es brauche eine riesige Mauer zu Mexiko, um die ganzen sogenannten Bad Hombres fernzuhalten. Die Migration müsse zudem stark eingedämmt werden, da ist er sich sicher, weil so ja der Terror ins Land käme und alle US-Amerikaner*innen in Gefahr bringe.

Damit fördert Trump territoriales Denken. Dass er die USA wegen der vermeintlich allgegenwärtigen Gefahr von allem abschotten möchte, ist nicht nur paranoid: Er zeichnet so auch Grenzen in den Köpfen der Menschen, die offen für seine Worte sind, seine Wählerschaft, die Konservativen, die Waffenfreaks. Seine Forderung nach einer Space Force treibt das ad absurdum.

Obwohl die Menschheit es noch nicht mal geschafft hat, einen läppischen Pendelverkehr zum Mond zu starten, muss man laut US-Präsident nun das All militärisch unter Kontrolle bekommen. Weil ja auch dort das Böse lauern könnte. Trump sagte am Dienstag außerdem, er wolle den Fokus wieder mehr auf Homeland Security setzen, die innere Sicherheit, Grund und Boden aller sichern.

Bei allem, was Trump tut, tritt dieser große Denkfehler des konservativen Meinungsspektrums auf den Plan: Wahre Freiheit entstehe nur, wenn man sich selbst und die Menschen durch Abgrenzung und Waffen schütze. Doch wer so freimütig militärische Kontrollen und Grenzen einfordert, zäunt sich selbst ein. Und wer sich einzäunt, ist nicht frei.

Das gefährliche Spiel mit der Angst

Noch ein zusätzliches Problem schwingt mit, wenn Trump so von zusätzlichen Streitkräften spricht, wie er es vor den Marines in San Diego getan hat: Mit ihm steht in den USA ein Mann an der Spitze, der mit militärischen Interventionen so umgeht, als ginge es um die Wahl seiner Krawatte. Tüdelü, ich saß so rum und da kam mir die ganz großartige Idee, das Weltall zur Kriegszone zu machen.

Ähnlich lapidar äußerte er sich auch zu dem Raketenangriff auf Syrien im vergangenen Jahr, bei dem es neun zivile Todesopfer gab. Die Schokotorte, die er während des Angriffs aß, benötigte in seiner Erzählung so viel Aufmerksamkeit, dass er sich beim Namen des angegriffenen Landes versprach: Irak, oh, Verzeihung, Syrien. Der Präsident suggeriert den Menschen in den USA damit, Krieg, Bewaffnung oder neue Streitkräfte seien Dinge, die einfach so nebenher passieren. Eine ganz normale Sache – weil die Menschen ja immer und überall grundsätzlich von einer großen, mysteriösen Gefahr bedroht sind und es Schutz bedarf.

Das ist vor allem deshalb fatal, weil Trump sich dabei weniger auf reale Fakten und Logik stützt als auf gefühlte Missstände. Kürzlich wollte die Trumpregierung etwa mit einer Statistik beweisen, dass die meisten terroristischen Anschläge, die vor US-amerikanischen Gerichten landeten, Menschen begingen, die im Ausland geboren wurden. So sollten verschärfte Einreisegesetze legitimiert werden. Doch die Statistik wurde geschönt, maßgebliche Daten fehlten, wie Expert*innen analysierten. Das Thema Migration wird von der Regierung ohne handfeste Beweise laufend dramatisiert.

Um es einmal ausgesprochen zu haben: Es gibt de facto aktuell keine Bedrohung aus dem Weltall, die militärisch bekämpft werden müsste. Eines ist jedoch sicher: In Zeiten, in denen die Welt aufrüstet, in denen im eigenen Land junge Menschen in Schulen rennen, um dort ihre Mitschüler*innen zu töten; in solchen Zeiten ist wenig so gefährlich für eine freie Gesellschaft wie Verharmlosung und Romantisierung von Waffen und Krieg.