Eine Schwarze Frau stellt sich schwer bewaffneten Polizist*innen in den Weg, ein Schwarzer Mann wird von Polizeihunden angegriffen und brutal zu Boden gerissen, eine Kniefall-Geste sorgt für landesweite Empörung. Es sind Vorfälle, die stark an die jüngsten Proteste seit dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd am 25. Mai 2020 erinnern. Tatsächlich liegen sie teilweise Jahrzehnte zurück und zeigen, dass der Kampf gegen Rassismus nicht erst seit zwei Wochen geführt wird. Sie zeigen, dass Antirassismus eine lange Tradition hat und weiterhin einen wichtigen Stellenwert in der Gesellschaft einnimmt.
„Ich sehe, dass die Kamera eine Waffe sein kann“, sagte Gordon Parks in einem Interview mit der New York Times 1999, „eine Waffe gegen Rassismus, gegen alle Formen sozialer Ungerechtigkeiten.“ Parks, der als erster Schwarzer Fotograf und Filmregisseur in die Geschichte einging, wusste was es bedeutete, in Armut und Ungleichheit zu leben. Als 15. Kind einer Bauernfamilie zog es ihn 1942 aus Kansas nach Washington D. C. Restaurants waren für ihn und viele andere Schwarze nur durch die Hintertür zu betreten, Theater öffneten für sie erst gar nicht. „Was die Kamera tun musste, war, das Übel des Rassismus aufzudecken“, bemerkte Parks später, „indem sie die Menschen zeigte, die am meisten darunter litten.“
Seine Fotografie American Gothic, die die Afroamerikanerin Ella Watson zeigt, wie sie erschöpft mit einem Wischmop in der einen Hand und einem Besen in der anderen vor einer US-amerikanischen Flagge steht, zählt heute zu den bedeutendsten Aufnahmen, die die Ungerechtigkeit dokumentieren. Sie reiht sich in eine ganze Reihe ikonischer Fotos, die zeigen, wie Rassismus herabwürdigt, ausbeutet, verletzt, tötet. Aber auch, wie viele Menschen sich der Ungerechtigkeit mutig und entschlossen entgegenstellten und -stellen. Die Fotos findet ihr in unserer Galerie.
Dieses Foto entstand am 1. Mai 2017 bei einer Demonstration von Rechtsextremen in Brünn, Tschechien. Es zeigt die 16-jährige Lucie Myslíková, eine Pfadfinderin. Dem Guardiansagte sie, dass der Mann in einem Wortgefecht aggressiv wurde: „Er warnte mich, dass Geflüchtete mich vergewaltigen würden. Ich sagte ihm, ich habe keine Angst vor Geflüchteten, weil weiße oder tschechische Männer dasselbe tun könnten und dass das keine Frage der Herkunft ist.“ In Tschechien erstarkt der Rechtsextremismus derzeit. Der Politologe Miroslav Mares von der Masaryk-Universität Brünn beobachtet seit einigen Jahren eine starke Zunahme im Land, die von der aktuellen Politik unterstützt werde. Foto: Twitter / Lamhfada
Das Foto entstand am 1. September 1928. Es zeigt Mitglieder des Roten Frontkämpferbunds (RFB), der zwischen 1924 und 1929 offiziell aktiv war und später nur noch in Einzelgruppen unter diesem Namen auftrat. Auch wenn dieser als Schutztruppe für die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) deren Interessen voranbrachte, war er doch stark links und antifaschistisch ausgerichtet, wie etwa das Plakat im Hintergrund zeigt. Während seines Anschlagsversuchs auf Adolf Hitler 1939 soll Georg Elser das Abzeichen des RFB – die Faust – unter dem Kragen seiner Jacke getragen haben, aus Erinnerung an die alten Tage seiner Zugehörigkeit. Foto: Fox Photos / Gettyimages
Dieses Foto enstand am 18. März 2017 in Athen, Griechenland. Es zeigt einen geflüchteten syrischen Jungen, der an einem antifaschistischen Protest teilnimmt. Auf seiner Wange trägt er die sogenannte Unabhängigkeitsflagge. Mit der Chrysi Avgi sitzt seit 2012 eine offen nationalsozialistische Partei im griechischen Parlament, deren Mitglieder immer wieder durch Gewalt gegen Politiker*innen anderer Lager oder Geflüchtete – wie etwa solche aus Syrien – auffallen. Foto: Louisa Gouliamaki / Gettyimages
Dieses Foto entstand am 8. April 2017 während einer Demonstration der rechtsextremen English Defense League (EDL) im englischen Birmingham. Es zeigt Saffiyah Khan, die einem Rechtsextremen gegenüber steht. Der Mann habe ihr zuvor ins Gesicht gegriffen. „Er drückte seinen Finger in mein Gesicht. Es war sehr aggressiv. Ein Polizist war neben uns, also nahm er den Finger wieder weg. Ich hätte nicht gewaltvoll reagiert.“ Im Gegenteil, so Khan: „Ich war nicht mal im Ansatz eingeschüchtert.“ Großbritannien ist das Gründungsland des rechtsextremen Blood and Honour-Netzwerks sowie des bewaffneten Arms Combat 18. Die rechtsterroristische Vereinigung breitete sich schnell in weiten Teilen Europas aus. Die rechtsextreme Szene ist gut vernetzt und sehr aktiv. Foto: Twitter / Jess Phillips
Wieder eine 1.-Mai-Demonstration von Neonazis, 2016 in Borlänge, Schweden. Das Foto zeigt die 42-jährige Tess Asplund, die sich etwa 300 Neonazis mit ausgestreckter Faust entgegenstellte. „Es war ein Impuls“, sagte sie dem Guardian. „Ich war so wütend. Ich dachte: Zur Hölle, hier können nicht einfach Nazis marschieren, das ist nicht okay.“ Die Schwedendemokraten, eine rechtspopulistische Partei mit Verbindungen in die Neonazi-Szene, gewinnen seit einigen Jahren an Zulauf. Mit 17 Prozent ist sie derzeit eine der stärksten Parteien im Parlament. Foto: Twitter / Inanna_Aussenac