Blutspende und Homosexualität ist ein Thema für sich. Seit vielen Jahren hält sich die Debatte um Ausschluss, Verbote und Lockerungen in den Medien. In Deutschland waren homosexuelle Männer lange Zeit grundsätzlich vom Blutspenden ausgeschlossen, da sie, neben Sexarbeiter*innen, Drogenabhängigen und Häftlingen, grundsätzlich einer Risikogruppe für durch Blut übertragbare Infektionskrankheiten zugeordnet wurden.

Zwar überarbeitete die Bundesärztekammer im vergangenen Jahr die Richtlinien zur Blutspende von homosexuellen Männern, wie Spiegel Online berichtete, doch sie sind noch immer mit starken Einschränkungen verbunden. Seitdem sind die sogenannten Risikogruppen nicht mehr grundsätzlich von der Spende ausgeschlossen, allerdings muss das Risikoverhalten seit zwölf Monaten beendet sein. Im Prinzip wird also eine Enthaltsamkeit von einem Jahr fordert. Die Empörung über diesen Beschluss war groß: Der Sprecher des Lesben- und Schwulenverbandes Deutschland, Axel Hochrein, sprach gegenüber der Online-Plattform queer.de von einer  "vorurteilsbehaftete[n] Vorgehensweise der Verfasser".

In Israel gab es zuvor auch die beschriebene Zwölf-Monats-Regelung. Doch nun beschloss das dortige Gesundheitsministerium eine Neuerung, die auch für viele andere Länder wegweisend sein könnte. In einer Pressemitteilung der Hilfsorganisation Magen David Adom, kurz MDA, wird das neue Verfahren genauer erklärt: Männliche Mitglieder der LGBTQ-Community können künftig auch ohne Einhalten der zwölf Monate Blut spenden. Das gespendete Blut wird dann für vier Monate eingefroren und nach Ablauf dieser Zeit werden sie zu einer weiteren Blutspende aufgefordert. Fallen alle Tests für die erneute Blutspende negativ aus, wird auch das eingefrorene Blut für Patient*innen freigegeben. Die Eignung der Spender wird in diesem Prozess also gleich zweimal überprüft.

Ein wichtiger Schritt

Der Vorsitzende der israelischen LGBTQ-Arbeitsgruppe Chen Ariely zeigt sich erfreut und sagt: "Die andauernde Ablehnung von Blutspenden männlicher Mitglieder der LGBT[Q]-Community und die Notwendigkeit zu lügen, war eine Beleidigung, aber sie kommt nun zu einem Ende!" Auch der Vorsitzende der LGBTQ-Interessensvertretung Meirav Ben-Ari erklärt, er sei glücklich an der Lösung beteiligt zu sein: "Heute ist ein wichtiger, historischer Schritt in Sachen Gleichheit geleistet worden [...]." Das Gesundheitsministerium Israels stimmte dem Verfahren zu und beschloss ein zweijähriges Pilotprojekt. Nach diesem Zeitraum wird man Bilanz ziehen und die Ergebnisse untersuchen.

Mit dem neuen Verfahren setzt Israel in jedem Fall ein wichtiges Zeichen und macht deutlich, dass queeres Blut kein böses Blut ist. Es bleibt zu hoffen, dass auch andere Länder sich daran ein Beispiel nehmen.

Anmerkung: In einer vorherigen Version des Beitrages wurde Knesset Member als Vorsitzender der LGBTQ-Interessensvertretung genannt. Das war falsch. Der Vorsitzende heißt Meirav Ben-Ari. Wir haben den Fehler korrigiert.