Dass sich Jan Böhmermann und sein Team vom Neo Magazin Royale für die erste Sendung nach der Sommerpause etwas Besonderes ausgedacht hatten, machte der Moderator schon in den ersten Sätzen des Stand-ups klar: "Ich sag nur so viel: Es könnte sein, dass das die politische Nachricht des Tages oder sogar des Wochenendes ist." Zehn Minuten später verkündete er: "Ich, Jan Böhmermann, möchte Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschland werden."

Darauf folgte ein Ausschnitt einer offiziellen Bewerbungsrede Böhmermanns. Vor einem roten Hintergrund und mit klassischem Politiker*innenduktus erklärte der Moderator seine Beweggründe für die Kandidatur.

Ist das noch Satire oder schon Revolution?

"Nein, das ist kein Witz", stelle Böhmermann zu Beginn seiner Ansprache klar. Er wolle Teil der "effizienten Demokratiemaschine" SPD werden und der Partei als Vorsitzender zu mehr Transparenz, Mut und Offenheit verhelfen. Von seiner Qualifikation für das Amt gab sich Böhmermann überzeugt: Er habe bisher weder Hartz-IV-Gesetze beschlossen, noch Angriffskriege unterstützt. Außerdem stellte der Moderator seine Position als Influencer heraus. Die Zahlen seiner Follower*innen auf Twitter und Facebook würden die der gesamten SPD-Accounts bei Weitem übersteigen.

Ein Problem hat Böhmermann allerdings: Die Bewerbungsfrist für den SPD-Vorsitz läuft nur noch bis zum 1. September. Nach eigenen Angaben ist der Satiriker noch kein SPD-Mitglied; die Mitgliedschaft stellt allerdings eine Grundvoraussetzung dar. Weiterhin benötigt er für eine Kandidatur die Unterstützung von fünf Unterbezirken, einem Bezirk oder einem Landesverband der SPD. Sollte eine Frau in der SPD ihm bis Sonntag um 18 Uhr sowohl einen bestätigten Mitgliedsantrag als auch die nötige Unterstützung zusichern können, würde er sich mit ihr als Doppelspitze zur Wahl stellen, erklärte Böhmermann.

Rollt der Böhmizug?

"Ich bin bereit, die SPD zu retten, wenn Ihr mir dabei helft", rief Böhmermann die SPD-Parteimitglieder zur Unterstützung seiner Kandidatur auf. Unter dem Hashtag #Neustart19 reagierten Parteimitglieder auf Twitter auf die Aktion des Moderators. Während einige Sorgen äußerten, der vermeintliche Gag könne sich am kommenden Sonntag negativ auf das Ergebnis der Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg auswirken, lobte Kevin Kühnert, Bundesvorsitzender der Jusos, Böhmermanns Kampagne. Lilly Blaudszun, bis vor Kurzem stellvertretende Landesvorsitzende der Jusos Mecklenburg-Vorpommern, forderte Böhmermann auf, an den Regionalkonferenzen teilzunehmen. Der Europaabgeordnete Nico Semsrott, ebenfalls Satiriker und Mitglied der Partei Die Partei, verkündete, er freue sich auf die Zusammenarbeit mit dem nächsten SPD-Parteivorsitzenden.