Für die Anwohner*innen ist es ein Albtraum: Das 27-stöckige Hochhaus Grenfell Tower mit insgesamt 120 Wohnungen begann am frühen Morgen zu brennen und stand für mehrere Stunden lichterloh in Flammen. Wie viele Bewohner*innen sich in dem Haus befanden, ist nicht klar. Auch nach mehreren Stunden schienen immer noch Menschen eingeschlossen zu sein.

Die Feuerwehr hatte kaum Möglichkeiten, den Brand zu bekämpfen. Sie versuchte vorrangig, die verzweifelten Menschen aus dem Gebäude zu retten. Die, die entkommen waren, wurden auf umliegende Krankenhäuser verteilt. Andere haben sich in der Nähe des Gebäudes versammelt, um nach Angehörigen zu suchen oder etwas über deren Schicksal zu erfahren.

Wie CNN berichtet, lodert inzwischen zwar das Feuer nicht mehr, doch die rauchenden Überreste des Gebäudes sind immer noch gefährlich. Es droht einzustürzen. Die Präsidentin der Londoner Feuerwehr Dany Cotton gab inzwischen bekannt, dass es Todesopfer gab. Wie viele Menschen genau den Flammen zum Opfer fielen, ist bisher jedoch nicht bekannt.

Die Ursachen sind unklar

Das Feuer soll etwa um 1 Uhr morgens ausgebrochen sein und fraß sich scheinbar schnell durch die Substanz des Gebäudes – lediglich das Erdgeschoss blieb von den Flammen verschont. Die Ursache des Feuers konnte bisher nicht geklärt werden.

Bereits vor Jahren hatte ein Gruppe von Anwohner*innen auf das enorme Gefahrenpotenzial aufmerksam gemacht, wie der Guardian berichtet. Sie hatten 2012 einen Blogpost veröffentlicht, in dem ernste Mängel im Brandschutz, wie beispielsweise unbrauchbare Feuerlöscher, offengelegt wurden. In einem weiteren Post von 2016 hatten sie zudem beklagt, dass das Gebäude nur einen Notausgang besaß und häufig Sperrmüll in den Fluren abgestellt wurde.

Sie schlossen ihren Bericht damals mit den Worten: "Es ist nicht das erste Mal, dass wir uns fragen müssen: Wie sicher ist Lancaster West? Kann man den Verantwortlichen trauen, dass sie dafür sorgen, dass es sicher ist und welche versteckten Feuergefahren schlummern vielleicht im Grenfell Tower oder irgendwo anders auf dem Grundstück?"

Angesichts dieser Informationen ist es umso erschütternder, was sich in der Nacht und am Morgen im Grenfell Tower zugetragen hat. Der Evening Standard berichtet, dass Zeug*innen gesehen haben, wie Bewohner*innen versuchten, sich mit Laken und Bettdecken aus ihren Wohnungen abzuseilen, oder direkt aus den Fenstern sprangen. Anwohner*innen wollen zudem immer wieder Schreie aus dem brennenden Gebäude gehört haben. Eine furchtbare Tragödie, die vielleicht hätte verhindert werden können.

So verhältst du dich im Brandfall richtig

Ein Brand kann in jedem Wohnhaus ausbrechen. Es gibt allerdings einige Wege, um sich zumindest bis zum Eintreffen der Polizei so gut wie möglich zu schützen. Bernd Bruckmoser von der Berliner Feuerwehr erklärt, es gibt eigentlich nur eine Sache, die man bei einem Brand in einem Hochhaus tun kann: "Bei einem Brand, der nicht in ihrer Wohnung ist, sollten sie die Wohnungstür schließen und auf gar keinen Fall ins Treppenhaus laufen."

Immer wieder kämen die Kolleg*innen zu Einsätzen, bei denen Anwohner*innen ihre Wohnungen verlassen, um über das Treppenhaus zu entkommen und bei dem Versuch sterben oder verletzt werden. "Wenn sie ihre Wohnungstür schließen, sind sie sicherer und verschaffen sich in der Regel genug Zeit, damit die Kolleg*innen sie über Fenster, Balkon oder Treppenhaus retten können."

Außerdem sei es wichtig, sich bemerkbar zu machen. Neben dem Absetzen eines Notrufes bedeutet das vor allem, sich an Fenster oder auf den Balkon zu stellen, um von außen für die Einsatzkräfte sichtbar zu sein. Außerdem sollte man sich nicht scheuen, im Zweifelsfall noch einmal bei der Zentrale anzurufen, wenn die Feuerwehr schon vor Ort ist. "Falls sie das Gefühl haben, die Einsatzkräfte würden sie nicht sehen, können sie jederzeit anrufen und sagen, in welchem Stock und in welcher Wohnung sie sich befinden, damit wir die Rettung koordinieren können."

Lass die Batterien im Feuermelder

Ein weiterer wichtiger Faktor bei einem Wohnungsbrand sind außerdem funktionstüchtige Feuermelder. Die Rauchentwicklung während eines Brandes setzt Kohlenmonoxid frei, das dazu führt, dass man bewusstlos wird. Ein Rauchmelder, der schon bei geringer Rauchentwicklung anspringt, ist also wichtig, um frühzeitig aus dem Schlaf zu erwachen und das Feuer entweder noch unter Kontrolle zu bekommen oder einen Notruf absetzen zu können.

Von diesen Maßnahmen einmal abgesehen, kann allerdings jede*r nur versuchen, Brandgefahren möglichst früh zu erkennen und zu beseitigen. Im Schnitt brennt es etwa 200.000 Mal im Jahr in der Bundesrepublik. Seit 2014 sinkt die Zahl der Todesopfer auf Grund solcher Maßnahmen rapide – 2015 starben laut GDV etwa 400 Menschen bei Bränden. Das wären nur halb so viele wie in den Jahren davor.