Kurz in die Küche, Kaffee holen – niemand da. Mittagessen – allein am Couchtisch. Keine gemeinsamen Trips in den Druckerraum, keine Begegnungen auf dem Klo, Videocalls statt Meetings, Familienbetreuung statt Feierabendbier. Das ausschließliche Arbeiten im Homeoffice birgt eigene Herausforderungen. Und so langsam zeichnet sich ab, was vielen Menschen auf Dauer beim Arbeiten zu Hause alles fehlt.

Keine Gesellschaft, keine Ideen

Eine Untersuchung von Vodafone unter britischen Angestellten im Homeoffice hat unlängst ergeben, dass 40 Prozent am meisten ihre Kolleg*innen vermissen, vor allem das Witzemachen und Plaudern. Es mangelt schlicht an Gesellschaft von Leuten, die sich mit dem Job befassen und auskennen, mit denen man mehr teilt als denselben Raum. Und nein, Haustiere, Pflanzen, Partner*innen und Kinder zählen in dem Fall nicht.

Aber auch gemeinsam Ideen zu besprechen und zu entwickeln, vermissen im Homeoffice mehr als ein Drittel der Befragten. Wie sehr Menschen von Kollaboration profitieren und dass Innovation darunter leidet, zeigt der Fall von IBM. Das Unternehmen hat deshalb ein großes Homeoffice-Projekt 2017 wieder gekippt.

Ideal sind laut Forschung ein bis zwei Tage Homeoffice pro Woche. Doch das ist in Zeiten einer Pandemie wie aktuell mit Corona – wo es darum geht, durch Kontaktvermeidung die Übertragung des Virus zu minimieren und Leben zu retten – logischerweise kein Maßstab.

Das fehlt im Homeoffice

Auch eine kleine Umfrage auf Twitter zeigt, dass der fehlende Kontakt zu Kolleg*innen ein echtes Manko darstellt.

Dazu gehört nicht nur die bloße Anwesenheit anderer Menschen oder der professionelle Austausch, sondern auch das gemeinsame Quatschmachen und Lachen.

Ein weiterer Mangel ist Bewegung. Und damit ist nicht nur Sport gemeint, sondern auch all die Wege, die man in einem Büro im Laufe des Tages so hinter sich bringt, ohne es zu merken.

Erstaunlicherweise fehlt vielen, trotz üblichen Gemeckers, auch das Essen in der Kantine. Wenn man jeden Tag selbst kochen muss, gehen irgendwann die Ideen aus. Und auch, wenn der Kantinen-Grünkohl verkocht, die Gnocci matschig und das Essen meist fad war – es gab halt was Warmes ohne Aufwand. Das waren noch Zeiten.

Und auch Ruhe vermissen einige im Homeoffice. Das betrifft selbstredend diejenigen, die mit Partner*in oder Familie in der Isolation sind und deshalb jetzt immer Menschen um sich herum haben, die im Zweifel mehr Interaktion brauchen und wollen, als Kolleg*innen im Büro.

Soziale Netzwerke stärken Beziehungen

Doch neben all dem Vermissen gibt es auch ein paar positive Aspekte. Eine neue Studie aus China legt nahe, dass der Austausch über Facebook, Twitter und WhatsApp sowie der Online-Kontakt insgesamt die Beziehungen zwischen Kolleg*innen stärkt und freundschaftlicher macht.

Das liegt laut der Forscher*innen vor allem daran, dass die normalen Rollen und Formalitäten, die am Arbeitsplatz oft gelten, über soziale Netzwerke aufgeweicht werden. Es wird eine gemeinsame Identität unter den Angestellten geschaffen und untermauert, zudem wächst die Unterstützung füreinander und die Jobzufriedenheit steigt.

Langfristig könnte das dazu führen, dass im Homeoffice übers Internet und soziale Netzwerke Freundschaften entstehen, die auch nach der Rückkehr ins Büro weiterhin Bestand haben.

Es dauert nicht ewig

Also: Auch wenn Menschen, Motivation durch andere, Ideen, Zusammenarbeit, Bewegung, Rumalbern, Batteriesäurekaffee und Kantinenfraß im Homeoffice fehlen – dieser Ausnahmezustand dauert nicht für immer. Und wenn nur ein Stückchen der Solidarität und Unterstützung nach Corona ihren Weg aus der Wohnung ins Büro finden, dann ist das durchaus viel wert.