Als Teresa Holtmann vor einigen Wochen nach Hause kam und den Haufen Konservendosen sah, den ihr Mann Nemo gebunkert hatte, dachte sie, dass er nun völlig durchdrehen würde. "Ich war irre in dieser Zeit", sagt der 39 Jahre alte Skateboardshopbesitzer. "Als ich gesehen habe, dass in China die Leute aufgrund des Coronavirus nicht mehr rausgehen durften, dachte ich: Also wenn die Chines*innen ausgerechnet haben, dass es besser ist, die Leute nicht arbeiten zu lassen, dann muss es schlimm sein." Die 31 Jahre alte selbstständige Illustratorin Teresa hielt das lange für übertrieben und ihren Mann für verrückt. Die beiden stritten sich schon im Februar heftig darüber, ob er nun Panik verbreite oder sie unvorsichtig sei.

Illustrationen über den Corona-Wahnsinn gegen die Familienstreits

Für ihren Corona-Frust fanden die Eltern einer Patchworkfamilie ein Ventil, das jetzt auch anderen Familien zeigen soll: Macht euch keine Sorgen, bei uns läuft es genauso wie bei euch! Täglich posten sie auf ihrem gemeinsamen Instagram-Account @thecoronadiary Illustrationen tobender Kinder, die alles andere als Zuhauselernen im Kopf haben, riesige Schlangen vor Supermarktkassen, Streitereien um Abwaschberge und Kuscheln bei Netflixabenden.

Mittlerweile ist der Skateboardshop zu, Teresa hat kaum noch Arbeit und die Töchter sind zu Hause: "Das hat zu einem Plot Twist geführt", sagt die Illustratorin. "Mir ist als Selbstständige schnell bewusst geworden, dass meine Aufträge abgesagt wurden und da war es mir dann plötzlich etwas ernster." Das Berliner Paar hat eine gemeinsame kleine Tochter, die normalerweise in die Kita geht, sowie zwei jugendliche Töchter aus Nemos vormaliger Beziehung, die alle zwei Wochen bei den beiden wohnen.

Als sie erfuhren, dass sowohl Kitas als auch Schulen schließen, standen sie nicht nur vor dem Problem der Kinderbetreuung, sondern auch vor dem, wochenlang ihre Kinder bei Laune und auf Trab zu halten: "Das war ehrlicherweise zunächst meine größte Angst", sagt Teresa, "dass uns die Decke auf den Kopf fällt."

Schule und Sport im Wohnzimmer

Um das zu verhindern, haben Nemo und sie einen Wochenplan entwickelt, der Zeiten auflistet für Schule, Sport und Kunst: "Dann werden die Yogamatten ausgerollt, damit nicht nur die Couch benutzt wird und wir Struktur ins Wohnzimmer bekommen", sagt der Familienvater. Teresa arbeitet unterdessen an Malbüchern, die sie bald auch anderen Eltern im Netz zur Verfügung stellen möchte. Während sich das Paar noch vor einigen Wochen aneinander aufrieb, glauben sie, dass viele andere Familien jetzt die Kämpfe führen, die sie schon ausgefochten haben.

Deshalb ist @thecoronadiary mittlerweile nicht nur ein Tagebuch ihrer Konflikte, sondern auch eine Zwischendurch-Beruhigung für alle anderen Pärchen, die ebenfalls zwischen Kinderbetreuung, Hamsterkäufen und Homeoffice festhängen.

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