Es gibt zwei Arten von Menschen. Zum einen gibt es diejenigen, die gerne im Rampenlicht stehen, sich hemmungslos vor die nächste Kamera schmeißen und bei jeder Gelegenheit um möglichst viel Aufmerksamkeit ringen.

Zum anderen gibt es aber auch Menschen, die fotoscheu sind, die Privates lieber privat lassen und nicht zwanghaft versuchen, die Menschheit an ihrem Leben teilzuhaben. Letztere wird der Einsatz von FanCam-Fotos nicht sehr freuen.

Mit diesen Bildern ist es nämlich möglich, jeden einzelnen Menschen in einem bis zu 90.000 Personen umfassenden Stadion nicht nur genau zu identifizieren, sondern quasi auch dessen Nasenhaare zu zählen. Heimlich in der Nase bohren geht dann nicht mehr und sich unbemerkt Essensreste aus den Zähnen pulen ist Vergangenheit. Leider.

Und so funktioniert’s: Ein speziell ausgebildeter Fotograf schießt hunderte hochauflösender Fotos – normalerweise dauert das zwischen 3 und 15 Minuten. Ein Produktionsbüro mit eigens dafür gebauten Prozessoren verbindet diese digital und erhält am Ende ein Riesenfoto mit rund 20 Gigapixel (20.000 Megapixel). Ein Foto, das zu groß ist, um es mit einem Laptop zu öffnen. Ein Foto, das zu groß ist, um es im Internet auch nur anzusehen. Wollte man ein FanCam-Foto irgendwohin projizieren, müsste man viele, viele, viele HD-Fernsehgeräte über 30 Stockwerke hoch und über zwei Fußballfelder weit aufbauen.

Damit sich Betrachter das Bild anschauen können, wird es wiederum in 60.000 kleine Stücke zerteilt, so dass man mittels Zoomfunktion jede Ecke des Bildes – und somit auch jedes Nasenhaar – klar und deutlich erkennen kann, ohne riesige Datenmengen herunterladen zu müssen.  In Wirklichkeit ist es nichts anderes als eine extreme Form von Google-Maps.

Während die FanCam noch überwiegend bei American Football-Spielen zum Einsatz kommt, durften sich auch schon Besucher von Taylor Swift- oder U2-Konzerten in den USA über das closeste aller Close-Ups freuen. Sinn der ganzen Sache ist es, sich selbst und alle, die du gerne stalken möchtest, ausfindig zu machen und auf Facebook zu taggen, damit auch der Rest der Welt sehen kann, wo du wann genau warst.

Die Meinungen über diese Technologie gehen auseinander. Generation "Selfie" freut sich darüber, nun endlich auch in großen Menschenmassen ausfindig gemacht werden zu können und nicht mehr im Grau der Masse unterzugehen. Datenschützer und besorgte Bürger beschweren sich online über "Big Brother" und sprechen schon von "Spygate". Und tatsächlich: Gemessen nach deutschem Recht wäre ein solches Projekt hierzulande wohl gar nicht erst zulässig.