"Ach, Opi! Beguckst du dich wieder im Spiegel? Genau wie Schneewittchen, nur nicht so schön!" Meine Großeltern waren über 60 Jahre verheiratet, es war nicht immer leicht. Und in all den Jahrzehnten hat sich meine Omi zu gern über Opi lustig gemacht. Die zwei haben oft miteinander gescherzt, wobei Omi die mit den flockigen Witzen und Opi eher der mit den staubtrockenen Sprüchen war.

"Einen Mann, mit dem ich nichts zu lachen hab'? Also nee, das wär' nun wirklich nix", hat Omi nicht nur einmal zu mir gesagt. Wie wichtig Humor in langjährigen Beziehungen ist, haben inzwischen auch Wissenschaftler*innen untersucht.

Je älter, desto lustiger

Dafür haben Psycholog*innen der University of California 87 Paare ausgesucht, die entweder zwischen 40 und 50 Jahre alt und mindestens 15 Jahre miteinander verheiratet waren, oder die 60 bis 70 Jahre alt waren und mindestens schon 35 Jahre Ehe hinter sich hatten. Diese Paare wurden über 13 Jahre hinweg von den Forscher*innen begleitet, 15-minütige Gespräche zwischen ihnen gefilmt und ihre emotionalen Interaktionen analysiert – von Inhalt über Körpersprache und Gesichtsausdruck bis zur Stimmlage.

Ergebnis: Je älter die Paare wurden, desto mehr Humor und Zärtlichkeit gab es zwischen ihnen – und desto weniger negative Interaktionen zeigten sie. Anders gesagt: Es wird im Alter in der Liebe immer mehr miteinander gelacht statt genörgelt.

Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Eigentlich wäre ja anzunehmen, dass mit jedem erlebten Schicksalsschlag – und die werden im Laufe des Lebens nun mal unweigerlich zahlreicher – Zynismus, Resignation und Traurigkeit eintreten und wachsen. Doch das Gegenteil ist der Fall: "Unsere Resultate beleuchten einen der großen Widersprüche des Alters", so der Studienautor und Psychologie-Professor Robert Levenson. "Obwohl ältere Menschen in langen Ehen oft den Verlust von Freunden und Familienmitgliedern erlebt haben, sind sie verhältnismäßig glücklich und haben kaum Depressionen oder Ängste."

Laut der Studie sank bei den Paaren mit steigendem Lebensalter auch das allgemeine negative emotionale Verhalten, während das positive immer mehr anstieg. Das sei ein Beweis dafür, dass wir uns mit jedem Jahr mehr auf das Gute in unserem Leben konzentrieren. Woran genau das liegt, haben die Forscher*innen noch nicht analysiert; sie haben sich bisher auch nur auf Ehen und keine anderen Beziehungsformen und lediglich auf heterosexuelle Paare beschränkt.

Viel Gelassenheit, viel Liebe

Die meisten Kleinigkeiten, über die wir im Beziehungsalltag streiten, sind den Stress und den haushohen Blutdruck nicht wert. Dinge wie Eifersucht, ein gekränktes Ego, die Sache mit der falsch ausgedrückten Zahnpastatube, … Je älter wir werden, desto mehr haben wir er- und überlebt, werden gelassener mit uns und anderen und auch dem*der Partner*in. Im Alltag genauso wie in der Liebe.

Je älter wir werden, desto mehr ruhen wir in uns, blicken in vielen Fällen hinter die Fassade und können auch zunehmend über uns selbst lachen. Und dann, das weiß man, funktioniert Humor besonders gut – auch und gerade in der Liebe. Es wird eben liebevoll geneckt statt aneinander rumgekrittelt, miteinander gelacht statt gezankt. Weniger Wut, weniger Verachtung, mehr Augenzwinkern und Schmunzeln.

Humor allein reicht nicht, hilft aber

Selbstverständlich ist Humor allein kein Garant für eine lange und glückliche Beziehung. Dazu gehören noch eine ganze Reihe anderer Dinge – zum Beispiel Freundlichkeit und Respekt.

Aber auch, wenn nichts im Leben und in der Liebe für immer und alles veränderlich ist, kann es der seelischen Gesundheit zuträglich sein, im Alter einen anderen Menschen an der Seite zu haben. Jemanden, mit dem*der man über ausgefallene Zähne oder zittrige Hände und Vergesslichkeit scherzen kann. Ja, das kann man und ja, das tut gut. "Man braucht im Leben jemanden, mit dem man lachen kann, sonst kann man das doch alles gar nicht aushalten", hat Omi immer gesagt. Und wie immer hatte Omi recht.