Nachts aneinander geschmiegt einkuscheln, selig im Arm des*der anderen versinken, im Halbschlaf vom großen zum kleinen Löffelchen werden, Geborgenheit, Nähe, pures Liebesglück. Soweit die idealisierte Version von Paarschlaf. Die Realität sieht oft jedoch anders aus: Schnarch-Attacken, Hustenanfälle, Wälzerei, kalte Füße, Durchzug-Zoff und Deckenkrieg.

Es gibt Paare, die führen durchaus eine rundum glückliche Beziehung und passen prima zusammen, nur eben nachts nicht. Statt sich zu streiten oder sich morgens übermüdet und zerknautscht aus den Federn zu quälen – wie wäre es mal mit alleine schlafen?

Eine "Schlaf-Scheidung" kann gut tun

Rein wissenschaftlich betrachtet schlafen Menschen allein ruhiger als zu zweit. Wenn sich ein*e Partner*in im Schlaf bewegt, dann bewegt sich oft auch das Gegenüber. Und wer mit Schnarcher*innen das Nachtlager teilt, dem geht insgesamt sogar etwa eine Stunde Schlaf verloren.

Das hat Konsequenzen: Paare, deren Schlafrhythmus und Muster nicht gut zusammenpassen, tragen laut einer Studie mehr Konflikte aus, führen weniger tiefe Gespräche, unternehmen nicht so viel gemeinsam und haben auch weniger Sex.

Trotzdem ist die Standardlösung in den meisten Fällen noch immer das geteilte Doppelbett. Allerdings ändert sich das gerade. Laut einer aktuellen Umfrage eines US-Matratzenanbieters sagen zum Beispiel Dreiviertel der über 1.000 Befragten zwischen 18 und 73, dass ein gemeinsames Bett ihren Schlaf negativ beeinträchtigt; fast 60 Prozent geben hingegen an, dass getrennte Schlafzimmer der Beziehung guttun.

Dann sind getrennte Schlafzimmer sinnvoll

Weshalb Paare, abgesehen von der gesellschaftlich verbreiteten Idealvorstellung, sich trotz Schlaf-Inkompatibilität klassischerweise ein Bett teilen, erklärt die Paartherapeutin Birgit Natale-Weber so: "Paare, die in einem Bett schlafen, möchten ihre gelebte Intimität nicht verlieren oder aufgeben." Oft würde die gemeinsame Zeit vor dem Einschlafen von beiden auch dafür genutzt, sich noch mal von den Erlebnissen des Tages zu erzählen. "Vorausgesetzt, das Handy ist aus", sagt Birgit Natale-Weber.

Besonders, wenn ein*e Partner*in schnarcht, ungewöhnliche Arbeitszeiten oder sogar Schichtdienst hat, können getrennte Schlafzimmer laut Paartherapeutin eine echte Erleichterung sein. Aber auch nicht nur dann: "Manchmal brauchen beide auch einfach nur mehr Platz und wollen im Bett nicht um die Decke kämpfen", sagt Birgit Natale-Weber. "In diesen Fällen können getrennte Betten sinnvoll sein."

Allerdings warnt die Beziehungsexpertin auch davor, dass durch getrennte Schlafzimmer die Nähe verloren gehen kann: "Wenn eine Beziehung gerade nicht gut läuft und die emotionale Intimität schon gelitten hat, können getrennte Betten auch dafür sorgen, dass man sich gefühlsmäßig noch weiter voneinander entfernt."

Beim Thema Sex in getrennten Schlafzimmern kommt es darauf an: Einige Paare verlieren dadurch die Möglichkeit zu spontanen Zärtlichkeiten und haben weniger Sex; andere sind ausgeruhter und finden gegenseitige Besuche aufregend. "Das kann ein richtiges Abenteuer werden", meint Birgit Natale-Weber.

Ein Bett, zwei Decken?

Klar ist, wie so oft: Es gibt keine Patentlösung, die universell auf alle passt. Bei der Frage "Getrennte Schlafzimmer oder nicht?" kommt es auf die Beteiligten, ihre individuellen Bedürfnisse, ihre Lebenssituation – Kinder, Stresslevel, Arbeitszeiten, Gesundheit – und die grundsätzliche Stabilität der Beziehung an.

Manche Paare fühlen sich wohl in getrennten Räumen:

Andere muckeln miteinander auf schmalen 1,40 Metern:

Einige verabscheuen Geräusche wie morgendliches Snoozen:

Andere brauchen zärtliches Sägen als Schlaflied:

Und es gibt natürlich nicht nur entweder, oder – auch Zwischenlösungen sind denkbar. Zum Beispiel ein Bett und zwei Decken, eine besonders große Decke oder zum Beispiel phasen- oder tageweise getrenntes Schlafen.

"Letztendlich sollten Paare genau bestimmen, wie viel Intimität beide brauchen, um dann zu entscheiden, ob getrennt oder nicht", sagt Birgit Natale-Weber. "Wichtig: Es müssen sich beide mit der Entscheidung gut fühlen!"

Ausschlaggebend ist vor allem der Grund, aus dem sich ein Paar für getrennte Schlafzimmer entscheidet. "Sind sich beide einig und wird die Entscheidung gemeinsam getroffen, kann es frischen Wind in die Liebe bringen", erklärt die Paartherapeutin. "Wird die räumliche Trennung aber nur vorgeschoben, um die Distanz zu erhöhen, können getrennte Betten tatsächlich der Anfang vom Ende einer Beziehung sein."

Ihr entscheidet, was ihr braucht

Wenn ihr euch liebt und nur beim Schlafen manchmal ganz kurz ein bisschen hasst – weil der*die eine unbedingt frische Luft braucht, nachts zwischendurch Akrobatik übt, schnarcht wie ein*e Holzfäller*in oder vor dem Einschlafen noch stundenlang aufs Smartphone starren muss – dann können getrennte Schlafzimmer eure Beziehung sogar verbessern und sind keinesfalls Zeichen dafür, dass es bergab geht. Alles, was euch beiden gut tut, ist richtig und okay. Oder wie eine Freundin mir schrieb: "Wir haben uns auch lieb, wenn wir nicht zusammen pennen."