"Oh Gott, was mache ich hier eigentlich?" Menschen mit Impostor-Syndrom stellen sich diese oder artverwandte Fragen nahezu ständig. Obwohl sie qualifiziert und kompetent sind, werden sie von Selbstzweifeln verfolgt und fühlen sich häufig wie Hochstapler*innen. Sie haben das Gefühl, für etwas geschätzt zu werden, das sie überhaupt nicht sind oder können – und Angst, dass ihnen jemand auf die Schliche kommt. Das kann nicht nur sehr belastend sein, das kann auch den Job und das ganze Leben beeinträchtigen.

Das Impostor-Syndrom ist weiter verbreitet, als man vielleicht so annehmen würde – ohne wesentliche geschlechtsspezifische Unterschiede. Und das gilt sowohl im Beruf als auch an der Uni. In einer Studie der Brigham Young University waren rund 20 Prozent der Teilnehmenden davon betroffen.

Auch enorm erfolgreiche Leute können zuweilen nicht fassen, dass sie den Erfolg tatsächlich verdienen. Das Impostor-Syndrom steht in keinerlei Verhältnis zur Leistung. Die Betroffenen sind wirklich gut in dem, was sie tun – glauben das aber nicht. Doch es gibt da etwas, das tatsächlich ein bisschen helfen kann.

Mit Freundschaften gegens Impostor-Syndrom

Für ihre Untersuchung haben die Wissenschaftler zunächst Studierende aus einem akademischen Elite-Programm interviewt und unter anderem nach ihren Strategien im Umgang mit dem Impostor-Syndrom gefragt.

Ergebnis: Am wirkungsvollsten erweisen sich Unterstützung und Zuwendung aus stabilen sozialen Netzwerken außerhalb der Uni. Dazu zählen zum Beispiel Familie und Freund*innen. Das haben die Forscher anschließend in einer Fortsetzung der Studie auch noch mal bestätigt.

Diejenigen hingegen, die sich an direkte Mitstudierende gewandt haben, fühlten sich oft schlechter und hatten ein stärker ausgeprägtes Impostor-Gefühl. Auch Zocken und andere kurzfristige Ablenkungsmaßnahmen sind demnach eher kontraproduktiv. Und Verdrängung und Überspielen des Problems helfen ebenfalls nicht. Die inneren Zweifel bleiben – auch, wenn sie niemand sieht.

Jeff Bednar, Co-Autor der Studie, erklärt das laut Uni-Webseite so: "Menschen außerhalb scheinen den Studierenden offenbar dabei zu helfen, das Gesamtbild zu sehen und ihre Referenzen neu zu kalibrieren. Nachdem sie außerhalb ihres Uni-Umfeldes nach sozialer Unterstützung gesucht hatten, konnten die Studierenden sich selbst ganzheitlicher sehen – anstatt sich nur auf das zu konzentrieren, was ihnen in einem Bereich fehlt."

Wertschätzung und Akzeptanz

Neben professioneller therapeutischer Hilfe, die langfristig an die Wurzel des Problems geht, ist also das Beste, was Menschen mit Impostor-Syndrom tun können: Einen guten, unterstützenden Freundeskreis aufbauen und ausreichend Zeit mit lieben Menschen verbringen.

Das ist natürlich nur die eine Seite und nicht das einzige Schräubchen, an dem sich drehen lässt. Im Job kann es laut Bednar zum Beispiel hilfreich und sinnvoll sein, eine wertschätzende Unternehmenskultur zu etablieren, in der Fehler und Scheitern offen kommuniziert und akzeptiert werden: "Jemand mit einem ausgeprägten Impostor-Syndrom kann dann mit höherer Wahrscheinlichkeit auch innerhalb der Organisation Unterstützung bekommen."

Und so irgendwann vielleicht auch annehmen, dass er*sie wahrhaftig so gut ist, wie alle sagen.