Karl Kreile und Bodo Mende haben sich am Sonntag nicht nur einen Herzenswunsch erfüllen können, sondern Geschichte geschrieben. Sie sind das erste schwule Paar in Deutschland, das Anspruch von einer Gesetzesänderung machte, die seit 1. Oktober 2017 gilt: Von nun an gilt die Ehe für alle.

Die Ehe wird von zwei Personen verschiedenen oder gleichen Geschlechts auf Lebenszeit geschlossen.” - BGB, § 1353

Das bedeutet: Gleichgeschlechtliche Paare dürfen nun endlich richtig heiraten – mit allen Rechten und Pflichten. Vor rund 100 Freund*innen ließen Kreile (59) und Mende (60) sich im Berliner Bezirk Tempfelhof-Schöneberg standesamtlich trauen. Ihren Nachnamen behielten die beiden dabei jeweils.

Die zwei sind seit 38 Jahren ein Paar. Und fast genauso lange kämpfen sie für die Gleichberechtigung von Schwulen, Lesben und Transsexuellen. 1992 waren sie bei der sogenannten Aktion Standesamt dabei, bei der bundesweit etwa 250 homosexuelle Paare eine Trauung beantragten – und abgewiesen wurden. Der Berliner Morgenpost sagte Mende: "Wir wurden auf das Sexuelle reduziert. Dass wir soziale Beziehungen haben, wurde tabuisiert. Darum ist unsere Generation geprägt von dem Wunsch, diesen Skandal beenden zu wollen."

Ein erster Schritt in die richtige Richtung

Dass Kreile und Mende Deutschlands erstes homosexuelles Ehepaar sind, ist auch ihrem Wohnort zu verdanken. Der Bezirk gilt als queere Hochburg in Berlin. Im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg haben acht weitere Paare geheiratet, darunter auch der Grünen-Politiker Volker Beck. Allein in Schöneberg haben sich für Oktober 50 Paare angemeldet.

Für Kreile und Mende ist nur ein erster Schritt getan und der Kampf für Gleichberechtigung noch nicht beendet. "Auch heute gibt es in Deutschland Homophobie, auch heute werden Lesben, Schwule oder Transen auf der Straße angefeindet", sagt Kreile.

Doch obwohl es noch einiges zu tun gibt; es ein symbolstarker und historischer Moment gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland, wie Mende sagt: "Jetzt haben wir eine Situation erreicht, wo wir das erste Mal sagen können: Wir sind gleichberechtigt. Und der Staat sagt damit denjenigen, die uns angreifen: Ihr habt unrecht."