Es begann im August in einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Wisconsin. Ein gruseliger Clown schlich immer wieder mit schwarzen Luftballons durch die Straßen von Green Bay und versetzte die Menschen in Angst. Dann stellte sich heraus: Es handelte sich um einen Filmemacher namens Adam Krause, der für seinen Horrorkurzfilm werben wollte.

Aber das war erst der Anfang.

Ende August wollten Clowns in Greenville in South Carolina angeblich Kinder in den Wald locken, ein anderer Clown stand winkend unter einer Straßenlaterne, noch mehr Clowns wollten andere Kinder anderswo in Wälder locken. Es gab immer mehr Sichtungen und Berichte, dann immer mehr Clowns, dann weitere Berichte und dann noch mehr Clowns. In mindestens zwei Dutzend US-Staaten wurden seit August Creepy Clowns gemeldet.

Kurz: Eine Welle der Clown-Hysterie rollt durch die gesamten USA, maximiert durch Meldungen in sozialen Netzwerken.

Auf dieser Karte sieht man die bisher gemeldeten Sichtungen von Creepy Clowns:

An einigen Orten setzte die Polizei zusätzliche Streifen ein und warnt sowohl Bevölkerung als auch Scherzkekse, die gern Clown-Kostüme tragen. "Es ist illegal. Es ist gefährlich. Es ist unangemessen und es erzeugt Besorgnis, also muss es aufhören", wird Greenvilles Polizeichef Ken Miller zitiert.

In Kentucky wurde ein 20-Jähriger verhaftet, der sich als Clown verkleidet und im Straßengraben versteckt hatte. In Virginia wurden zwei Teenager festgenommen, weil sie Clown-Kostüme trugen. In New York wurde ein Teenager in der U-Bahn von einem Creepy Clown mit einem Messer verfolgt und in Oklahoma ein Mann, der mit seinem Hund Gassi ging, von einem Clown angegriffen und zu Boden gerissen.

Aber die Clowns sind nicht das größte Problem.

Die Hysterie lässt die Menschen ausrasten. So sehr, dass sich inzwischen auch professionelle Clowns fürchten. Teilzeit-Clown Jordan Jones sagte zum TIME Magazine: "Ich habe Angst um mein Leben (...) Es ist zu einem sehr ernsten Problem geworden. Ich fürchte mich vor den Reaktionen der Leute, wenn sie mich in der Öffentlichkeit sehen."

Nicht zu Unrecht: In North Carolina versuchte unlängst ein Mann, einen Clown mit einer Machete zu verjagen, in Pennsylvania gingen 500 Studierende auf eine regelrechte Clown-Jagd und in Greenville schossen Einwohner*innen in den Wald, weil sie dort Clowns vermuteten.

Benjamin Radford, Autor des Buches "Bad Clowns", sagte zu CNN: "Ehrlich gesagt: Ich mache mir mehr Sorgen um Leute, die überreagieren, als um jeden anderen, der sich als Clown verkleidet und Böses tut."

Und der stellvertretende Polizeipräsident von New York, John Miller, sagte laut NBC: "Es gibt keine reale Bedrohung. Glauben Sie dem Hype nicht und haben Sie keine Angst vor Clowns."

Warum genau gruseln wir uns eigentlich vor Clowns?

Dazu gibt es verschiedene Theorien und Ideen. Ganz vorne mit dabei: Der 80er-Horrorfilm "Es" von Stephen King.

Mittlerweile sprach sich Stephen King selbst auf Twitter Pro-Clown aus:

Und das Phänomen ist auch schon älter. Es gab in den 1970er Jahren in den USA einen Serienkiller im Clownskostüm, John Wayne Gacy. Und in den frühen 1980er Jahren, lange vor "Es", behaupteten Kinder in Philadelphia und Kansas City, Killer-Clowns gesehen zu haben.

"Unsere Faszination rührt daher, dass Clowns nicht real sind. Wir wissen nicht, was unter dem Make-Up steckt. Es könnte jeder oder alles sein", erklärt Scott Bonn, Kriminologe und Soziologieprofessor aus New Jersey, im Guardian.

Auch Clown-Experte Ben Radford meint: "Aus einer geschichtlichen, folkloristischen Perspektive waren Clowns schon immer ambivalente Figuren (...) Manchmal waren sie lustig, manchmal unheimlich. Die böse Seite der Clown-Figur war schon immer da."

Und er macht laut Independent sehr deutlich, warum die Hysterie seiner Ansicht nach komplett unbegründet ist: "Viele Kinder haben Angst vor Clowns – wenn man sie also in den Wald locken will, dann bestimmt nicht ausgerechnet als Clown verkleidet. Die meisten Menschen, die ernsthaft Böses im Sinn haben, wollen nicht erwischt werden. Aber wenn man ein Clown-Kostüm trägt, sticht man aus der Masse heraus. Die Polizei muss bloß den großen Fußabdrücken folgen."

Alles nur Marketing?

In gut drei Wochen ist Halloween, die Verkäufe für Clown-Kostüme und entsprechendes Make-Up in den USA sind im Vergleich zum Vorjahr angeblich über 300 Prozent in die Höhe geschnellt. Vor allem jedoch sind die Dreharbeiten für das zweiteilige "Es"-Remake mit Bill Skarsgård als Creepy Clown "Pennywise" gerade im September zu Ende gegangen.

Ein gruseliger Schelm, wer Böses dabei denkt – oder?