Campen verspricht Urlaubsfreiheit pur. Weil aber nicht jede*r auf Zelt, Schlafsack und Massendusche steht, ist das Wohnmobil eine komfortable Variante. Und hat gegenüber anderen Reiseformen einige Vorteile: Wer nicht gerade einen Luxusliner bucht, fährt meist recht günstig. Vor allem, wenn mehrere Leute an Bord sind, die sich die Kosten teilen. Dank des Stauraums lässt sich zudem viel mehr Gepäck mitnehmen, auch die sperrige Sportausrüstung, für die Airlines richtig abkassieren. Außerdem fällt das nervige Packen bei Ortswechseln weg.

Aber das wohl wichtigste Argument für Wohnmobil-Ferien: Sie sind ideal für Leute, die gern ihr eigenes Ding machen. Wer mit dem Wohnmobil reist, ist nicht auf Restaurants angewiesen, muss sich an keinen Zeitplan, keine Hotel-Etikette und keine vorab festgelegte Route halten. Stattdessen können Wohnmobil-Reisende einfach drauflos fahren und dort bleiben, wo es ihnen gefällt. Vor Ort erwartet sie oft viel Natur, frische Luft, vielleicht das eine oder andere Festival und – wer’s mag ‒ eine kontaktfreudige Community, in der sie schnell Anschluss finden.

Kein Wunder also, dass Camping-Tourismus boomt. 2018 sind in Deutschland 43.700 Wohnmobile neu zugelassen worden, das sind zwei Drittel mehr als drei Jahre zuvor. Die 20- bis 39-Jährigen machen laut Umfragen mit 38 Prozent den größten Anteil unter den deutschen Camper*innen aus. Weil so ein Reisegefährt aber richtig teuer ist, ist es gerade für junge Leute oft sinnvoller, sich für die paar Wochen im Jahr eines zu mieten. Hier kommen Tipps, auf was ihr bei der Wohnmobil-Miete achten solltet.

Bevor ihr bucht …

Reisezeit planen:

Selbst wenn es ab und zu auch in der Hochsaison Last-Minute-Schnäppchen gibt, solltet ihr für den Sommer am besten rund sechs Monate vorher reservieren, denn beliebte Modelle sind schnell ausgebucht. In der Nebensaison könnt ihr euch spontaner entscheiden, vor allem, wenn ihr flexibel seid. Mindestmietdauer ist häufig eine Woche, ab drei Wochen könnt ihr nach Langzeitrabatt fragen.Modell wählen:

Welches Modell zu euch passt, ist abhängig von der Größe eurer Gruppe, vom Alter (falls Kinder mitfahren), eurem Platzbedarf und euren Anforderungen (Generator oder Landstromanschluss, Automatikgetriebe, Klimaanlage, Wintertauglichkeit etc.). Alle sollten einen festen Schlafplatz haben, denn Betten, die ihr jeden Tag auf- und abbauen müsst, nerven irgendwann und sind selten bequem. Am besten lasst ihr euch vor Ort von einer*einem Vermieter*in beraten, so bekommt ihr auch einen realen Eindruck von den Platzverhältnissen.

Hinzu kommt, dass ihr mit einem Führerschein der Klasse B nur kleinere Modelle mit einem Gesamtgewicht bis 3,5 Tonnen fahren dürft. Ab 7,5 Tonnen braucht ihr einen Führerschein der Klasse C1, bei vor 1999 ausgestellten Führerscheinen gilt Klasse 3 für Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen. Die*der Fahrer*in muss für die Anmietung eines 3,5-Tonners in der Regel mindestens 21 Jahre alt sein und mindestens ein Jahr Fahrpraxis mitbringen. Bei größeren Modellen gilt häufig ein Mindestalter von 25 Jahren und drei Jahren Praxis. Außerhalb der EU benötigt ihr vielerorts einen internationalen Führerschein.Kosten kalkulieren:

Moderne Wohnmobile kosten je nach Reisezeit ungefähr zwischen 100 und 150 Euro pro Tag. Wie viel euch euer Roadtrip tatsächlich kostet, hängt nicht nur von der Saison, der Dauer, dem Modell, den Platzmieten und der Zahl der Mitreisenden ab, sondern auch von der Ausstattung, den Inklusivleistungen, den Versicherungsbedingungen und eurer Fahrweise. Seht nach, welche Ausstattung (Bettzeug, Geschirr, Klimaanlage, Gasflasche, Fahrradträger etc.) im Preis enthalten ist und was extra kostet. Die Angebote auf dem Markt unterscheiden sich erheblich, ein Preisvergleich auf einem entsprechenden Portal lohnt sich daher.

Genauso verhält es sich bei inkludierten Freikilometern, mehreren Fahrer*innen, der Endreinigung und der Erlaubnis, mit Hunden zu reisen. Denkt neben eventuellen Mautgebühren auch an den Verbrauch des Wohnmobils, das etwa zehn bis 14 Liter Diesel pro 100 Kilometer schluckt. Mit einem moderaten Fahrstil und einem Tempo um 90 bis 100 Stundenkilometer spart ihr bares Geld.Versicherungen checken:

Pflicht sind Kfz-Haftpflicht- und Vollkaskoversicherung. Die Selbstbeteiligung liegt dabei oft zwischen 500 und 2.000 Euro. Sie lässt sich mit einer Selbstbeteiligungs-Reduzierungsversicherung verringern. Im Schadensfall werden die Kosten so oder so nur übernommen, wenn ihr nicht mutwillig oder fahrlässig gehandelt habt. Ein Autoschutzbrief ist praktisch bei Pannen und Unfällen. Zudem ist eine Inhaltsversicherung für Reisemobile sinnvoll, denn Hausrat- oder Reisegepäckversicherungen greifen beim Campen eher selten.

Zieht es euch ins Ausland, solltet ihr klären, ob ihr mit dem Wohnmobil über die Grenze dürft, die Versicherungen auch dort gelten und die Deckungssummen ausreichen. Auch ein Auslandsschadenschutz kann nützlich sein. Wenn eine so genannte Mallorca-Police in eurer Kfz-Haftpflichtversicherung enthalten ist, prüft, in welchen Ländern und Fällen sie greift. Und außerhalb der EU nie verkehrt: eine Auslandskrankversicherung (Infos zu Versicherungen gibt’s zum Beispiel bei Finanztest).

Vorsicht übrigens bei privaten Vermieter*innen: Das Wohnmobil muss als so genanntes Selbstfahrermietfahrzeug zugelassen sein, sonst sind die Versicherungen ungültig.

Wenn es ans Abholen geht …

Kaution hinterlegen:

Da Wohnmobile viele Tausend Euro kosten, verlangen Vermieter*innen als Sicherheit eine höhere Kaution, die meist dem Eigenanteil bei Schäden entspricht. Ihr zahlt sie entweder vorab per Überweisung oder beim Abholen des Fahrzeugs in bar oder per Kreditkarte. Bringt ihr das Fahrzeug einwandfrei zurück, bekommt ihr die Kaution wieder. Darum solltet ihr bei der Übergabe genau auf Vorschäden achten, dabei das Dach des Wohnmobils nicht vergessen, und diese in einem Protokoll festhalten.Einweisung ernst nehmen:

Gerade Campingneulinge sollten sich für die Einweisung durch die*den Vermieter*in Zeit nehmen, denn es gibt Einiges zu klären. Zum Beispiel den richtigen Umgang mit der chemischen Toilette, dem Gepäck, den Wassertanks, der Markise oder dem Gas für die Küche. Schaut euch in Ruhe alles an und fragt nach, wenn etwas unklar ist. Wenn ihr Kinder habt, checkt auch, ob die Kindersitze passen. Isofix ist nicht immer Standard.

Bevor ihr losdüst …

Fahren üben:

Vor der Abfahrt sollte sich die*der Fahrer*in mit dem Reisemobil vertraut machen. Insbesondere falsche Einschätzungen der Fahrzeugmaße führen gern mal zu Crashs, denkt auch an die Höhe von Brücken und Tunneln. Übt vorher auf einem freien Platz das Einparken und Rangieren und testet das Lenk- und Bremsverhalten.Zuladung beachten:

Auch wenn viel Platz da ist, solltet ihr auf die zulässige Zuladung achten. Vergesst dabei nicht das Gewicht gefüllter Wassertanks. Aus Sicherheitsgründen packt ihr Schweres besser nach unten in den Achsbereich und vermeidet bei der Fahrt lose Gepäckstücke, weil diese bei scharfen Lenk- und Bremsmanövern schnell zu gefährlichen Geschossen werden können.Stellplatz suchen:

Auch wenn beim Campen oft von Spon­ta­ne­i­tät und großer Freiheit die Rede ist, in vielen Ländern braucht ihr nachts einen ordnungsgemäßen Stellplatz. So dürfen Wohnmobile beispielsweise an deutschen Straßen nur zum Ausruhen, also maximal zehn Stunden, stehen. Informiert euch darum gerade in der Hauptsaison frühzeitig über freie Campingplätze, zum Beispiel mit einer entsprechenden App, wie der vom ADAC, und reserviert vorab, bevor ihr abends ohne da steht.

Wie steht’s mit der Nachhaltigkeit?

Das Öko-Institut Freiburg (PDF) hat vor einigen Jahren unterschiedlich kombinierte Reiseformen (Pkw, Wohnmobil, Flugzeug, Campingplatz, Hotel usw.) auf ihre Klimabilanz hin verglichen. Das Ergebnis: Auch wenn Wohnmobile mit Diesel laufen ‒ Umweltzonen gelten also in der Regel auch für sie ‒ verursacht nur die Kombination Pkw plus Campingplatz weniger CO2-Emissionen. Besetzt mit vier Personen ist der Transport im Wohnmobil im Öko-Vergleich sogar etwa gleichauf mit der Bahn. Zudem erzeugen zwei Camper*innen beim Übernachten im Wohnmobil im Sommer nur ein Zehntel der Treibhausgase als bei einer Übernachtung im Hotel.

Wer also ein modernes Fahrzeug mietet, sorgsam mit Strom und Wasser umgeht, Stellplätze mit Solaranlagen oder Brennstoffzellen ansteuert, Müll vermeidet und noch dazu abbaubare Reinigungsmittel benutzt, kann in puncto ökologischer Fußabdruck ruhiger schlafen als Flug- und Hotelgäste.

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