Bushido und Beatrix von Storch sind nicht gerade Sympathieträger*innen: Er provoziert mit sexistischen und gewaltverherrlichenden Texten, sie mit der Hetze gegen Geflüchtete. Die Liebe zur Provokation mag wohl das Einzige sein, das die beiden gemein haben.

Für das YouTube-Format Strassenwahl haben sie sich an einen Tisch gesetzt, um über den Islam, Integration, Homosexualität und Gleichberechtigung zu sprechen. Zugegeben: Das Gespräch verrät nicht viel Neues. Die Positionen sind vorhersehbar, aber trotzdem unterhaltsam. Und so dürfen wir unserem Voyeurismus frönen.

Zum Beispiel, wenn von Storch eine Lobeshymne auf den Christopher Street Day hält, weil es den in muslimischen Ländern nicht gäbe. Oder Schweinefleisch als Teil der deutschen Kultur proklamiert, obwohl sie es selbst nicht gern esse, wie sie sagt. Aber auch Bushido glänzt mit Widersprüchen, etwa als er zugibt, dass es falsch sei, schwul als Schimpfwort zu benutzen – er es aber wieder tun werde. Denn er habe auch nie was gegen Homosexuelle gehabt und wisse auch gar nicht, wie er in den Bereich des Homophoben gerutscht sei.

Nicht die Muslime, bitte. Differenzieren Sie. Differenzieren Sie!"

Im Laufe des 34-minütigen Gesprächs findet Bushido immer wieder klare Worte gegen die AfD: "Ganz ehrlich, Frau von Storch: Sie bieten nicht wirklich eine Lösung an. Sie haben ein Gespür für einen gewissen Unmut, der sich im Volk breitgemacht hat, und nutzen den aus, um Ihre Prozente zu machen. Das finde ich persönlich sehr, sehr gefährlich." Oder auch als von Storch behauptete, dass nur die Muslime Morde im Namen Gottes begingen, griff sich Bushido an den Kopf und rief: "Nicht die Muslime bitte. Differenzieren Sie. Differenzieren Sie!"

Einen Punkt konnte von Storch allerdings machen: Als Bushido behauptete, Schwule würden die AfD nicht wählen, entgegnete die AfDlerin geradezu genüsslich, dass die Partei eine lesbische Spitzenkandidatin habe. Bushidos Antwort tut schon etwas weh:

"Wer denn?"

"Frau Alice Weidel ... Oops."

"Kenn ich nicht. Die gibt's wirklich?"

Chance vertan. Bushido ist eben kein Journalist, sondern Rapper. Leider erklärt Bushido zudem am Ende des Videos, dass er eh nicht wählen gehe, weil keine Partei seine Stimme verdient hätte. Message verpufft.

Man kann nun darüber streiten, ob ein solches Gespräch der AfD eine unnötig große Bühne gibt. Denn immerhin liken knapp zwei Millionen Menschen Bushido auf Facebook, das Video wurde über 200-mal geteilt. Nichtsdestotrotz: In Zeiten von Filterblasen und digitalen Parallelgesellschaften lohnt es sich zu sehen, wie sich ein Muslim einer AfDlerin entgegenstellt.

Hier das ganze Video: