Von gesellschaftlichen Konventionen hielten sie nie viel: Keine Hochzeit in weiß, kein "Ich liebe dich", aber dafür viel Streit und Krisen. Und trotzdem – oder gerade deshalb – sind Morrie and Betty Markoff, 103 und 100 Jahre alt, heute noch glücklich miteinander, wie das Paar dem Guardian erzählte.

Betty und Morrie könnten unterschiedlicher nicht sein: Er wuchs in armen Verhältnissen auf, ernährte sich von Fast Food und Soft Drinks und rauchte Zigaretten und Pfeife, bis er an Zungenkrebs erkrankte. Betty dagegen wuchs in einem wohlhabenden Haushalt auf, achtet bis heute auf vollwertige Mahlzeiten und pflegte die Tradition, noch vor dem Frühstück an die frische Luft zu kommen.

Das ungleiche Paar fand 1938 zusammen: Betty und Morrie lernten sich auf der Hochzeit von Bettys Cousin in New York City kennen. Das Geheimnis ihrer Liebe? Das gibt es ihrer Meinung nach nicht: Die beiden lehnen jede Idee eines Patentrezeptes für eine gelungene Ehe ab.

Ein Punkt ihres Miteinanders ist allerdings interessant: Das Paar sagt sich nicht, dass es sich liebt. Zumindest Morrie empfindet das Wort "Liebe" als zu belastet und esoterisch anmutend. "Für mich ist die Liebe besitzergreifend. Es ist steuernd und anspruchsvoll." Deshalb bevorzuge er das Wort "Sorgen". Ein Wort, das für ihn eine viel tiefere Bedeutung besäße. Er sorge sich um Betty.

Liebe sei ein Wort, das die Menschen auch benutzten, um alle möglichen Dinge zu verstehen. Zum Beispiel könne man es auch lieben, Tennis zu spielen. "Ich umarme Betty ständig, ich küsse sie ständig, ich sorge mich sehr um sie. Und ich kann versichern, dass der Tag, an dem wir zusammen kamen, der glücklichste in meinem Leben war."

Betty nimmt das Wort "Liebe" trotzdem in den Mund. Außerdem rät sie: "Lasst einfach nicht jede Mücke zu einem Elefanten werden. Man braucht Toleranz und Respekt."

Ein weiterer Grund für ihre lange Ehe mag sein, dass sie es nie haben langweilig werden lassen. Früher waren sie politisch aktiv, sind gereist und waren immer berufstätig. Auch heute noch gehen sie regelmäßig raus. Morrie: "Ich sage immer: Ich habe so viel zu tun, ich hab gar keine Zeit zu sterben."

Fehler hätten die beiden nie gemacht, sagen sie. Es gäbe nichts, das sie bereuen. "Wir hatten unsere Hochs und Tiefs, aber wir sind immer noch hier", sagt Morrie. So einfach ist das also.

Der Fotograf Karsten Thormaehlen hat Betty und Morrie, aber auch andere Menschen im Alter über 100 Jahren getroffen und abgelichtet. Seine gesammelten Werke erscheinen am 7. März in dem Buch 'Aging Gracefully'.