In Österreich hat Alexander van der Bellen mit überraschend deutlicher Mehrheit die Präsidentschaftswahl gewonnen. Sein Gegner, Norbert Hofer, unterlag mit 46,7%. Wir haben uns in Wien umgehört, wie es jungen Menschen dort heute so geht.

In Wien ist heute vor allem Erleichterung zu spüren. Darüber, dass der Ex-Grünen-Chef sich gegen den Rechtspopulisten durchsetzen konnte. Und darüber, dass der Wahltrubel nun endlich vorbei ist.

Denn eigentlich war van der Bellen bereits am 22. Mai zum neuen Präsidenten gewählt worden, damals mit nur gut 30.000 Stimmen Vorsprung. Dieses Ergebnis hatte Norbert Hofers Partei, die FPÖ, erfolgreich angefochten, woraufhin eine Neuwahl für den 22. Oktober angesetzt worden war. Die scheiterte dann wiederum am nicht klebenden Kleber der Briefwahlumschläge - und ganz Österreich so: ?. Gestern gab es nun endlich den dritten und (hoffentlich…) letzten Wahlgang.

Was sagen junge Wiener?

Kenneth, 22

"Ich bin halb Kenianer und halb Bulgare. Zwar lebe ich seit zwölf Jahren in Wien, durfte aber gestern nicht wählen - das war unheimlich frustrierend! Ich konnte nur hoffen, dass meine Freunde entsprechend wählen. Der Bundespräsident ist jetzt hier kein Amt, das so wichtig wäre wie in Frankreich oder Amerika. Ehrlich gesagt, fand ich auch nicht, dass Heinz Fischer [österreichischer Bundespräsident von 2004-2016] in den letzten Jahren irgendwas besonderes bewirkt hat. Deshalb habe ich mir keine großen Sorgen gemacht. Aber gerade nach der US-Wahl war diese Wahl symbolisch wichtig."

Rhea, 27

"Der Wahlkampf war superlang und superanstrengend. Ich muss zugeben, obwohl ich eine politisch interessierte Person bin, hat es mich auch schon wirklich genervt. Im letzten TV-Duell spitzte es sich dann noch zu, da hat man gemerkt, dass der Herr Hofer sehr aggressiv geworden ist. Ich kenne Leute, die erst daraufhin eine Entscheidung getroffen haben. Direkt mit Donald Trump würde ich ihn trotzdem nicht vergleichen. Hofer versteckt sehr viel von dem, was er wirklich denkt - das macht Trump nicht."

Anna, 21

"Ich bin sehr zufrieden mit dieser Schlagzeile. Ich komme aus Bad Aussee, das ist eine von nur drei oder vier Gemeinden in der Steiermark, die für van der Bellen ausgegangen sind. In meinem Verwandtenkreis war die Mehrheit für Hofer, wir hatten einige Diskussionen. Dort wird vieles einfach noch engstirniger gesehen als hier in Wien. Unter Studierenden hingegen wollen manche vielleicht nicht sagen, dass sie Hofer wählen. Meine Freunde sind eigentlich alle van der Bellen-Wähler. Ein paar sind auch gar nicht wählen gegangen."

Patrik, 17

"Meine politische Position ist grundsätzlich: für die SPÖ [Sozialdemokratische Partei Österreichs] und gegen die FPÖ [Freiheitliche Partei Österreichs]. Ich habe neben der österreichischen auch noch die ungarische Staatsbürgerschaft, und viele meiner Freunde kommen gar nicht aus Österreich - die wollte Hofer ja alle abschieben. Die ganzen Sachen, die ich mir von van der Bellen angehört habe, haben mir schon gefallen. Aber ich hatte auch nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, weil ich permanent am Arbeiten bin."

Simone, 23

"Ich habe van der Bellen gewählt, war aber überrascht, dass die Wahl so ausgegangen ist. Beim letzten Mal war es so knapp, und die Presse… Man konnte es einfach gar nicht mehr einschätzen! Vielleicht haben die Anfechtung der letzten Wahl und Trump in Amerika nochmal etwas ausgelöst bei den Leuten. Mir selbst war es auch wichtig, dieses Mal ins Wahllokal zu gehen und nicht bloß Briefwahl zu machen."

Martin, 20

"Ich fand beide Kandidaten extrem unsympathisch. Beim einen mochte ich die Ideologie nicht, Hofer ist zu rechts. Und van der Bellen meint es wahrscheinlich gut, aber seine Offenheit für Flüchtlinge kann auf Dauer auch nicht funktionieren. Die beiden waren so polarisierend und extrem - ich hätte gern jemanden gehabt, der eher mittig ist, aber ein bisschen links."

Magdalena Maria, 19

"Ich bin sehr zufrieden mit dem Wahlergebnis. Ich bin überzeugt, dass van der Bellen Österreich gut weiterführen kann, er wirkt authentisch, überzeugend und ist mir sympathisch - auch, weil er aus dem gleichen Bundesland kommt wie ich. Das gibt Extra-Punkte. Herr Hofer war ja der Meinung, dass Heimat etwas exklusiv für Österreicher ist und nicht für Flüchtlinge oder irgendwelche Menschen, die neu zugereist sind. Und Herr van der Bellen ist der Meinung, dass Heimat ein Begriff ist für alle, die sich hier in Österreich wohl fühlen und hier wohnen. Er wird ein kompetenter Präsident sein und Österreich zu den besten seiner Fähigkeiten leiten."