Wenn wir an das Universum denken, haben wir etwas vor Augen, das im wahrsten Sinne des Wortes nicht zu fassen ist. Seit Jahrhunderten versuchen Wissenschaftler*innen, es mit den ihnen zugänglichen Mitteln begreifen zu lernen. Mit immer leistungsstärkeren Teleskopen blicken wir nach oben, zählen, messen und verstehen – und bedienen uns dafür Zahlen in einer Höhe, die unser Vorstellungsvermögen sprengt. Der aktuelle Stand: Unsere Heimatgalaxie, die Milchstraße, ist nur eine von etwa zwei Billionen weiteren Galaxien im Universum. Schätzungen zufolge gibt es alleine in der Milchstraße etwa 250 Milliarden ± 150 Milliarden Sterne.

Seit mittlerweile zwölf Jahren fangen Einreichungen der Astronomy Photographer of the Year Awards Teile der mysteriösen Schönheit des Universums ein. Die Gewinner*innen des diesjährigen Wettbewerbs stehen zwar noch nicht fest – erst im September gibt es die finale Entscheidung –, doch kürzlich haben die Verantwortlichen eine Shortlist der besten Einreichungen veröffentlicht. Ihr könnt die Fotos in der Galerie oben ansehen. Teilnehmer*innen weltweit haben mehr als 5.200 Fotos eingesandt, laut Angaben der Award-Organisator*innen sind das so viele wie nie zuvor.

Sie fotografierten unter anderem Saturn, den zweitgrößten Planeten unseres Sonnensystems, umgeben von einem komplexen System eisiger Ringe und mehr als 60 Monden. Ein anderes Bild zeigt eine sogenannte Sonneneruption, also heftige Materienströme auf der Oberfläche der Sonne, die in der Astronomie Protuberanz genannt werden. Man sieht Thors Helm, einen blasenförmige Nebel aus Gas und Staub, 15.000 Kilometer von unserem Sonnensystem entfernt, oder die Sculptor-Galaxie, die 1783 von Caroline Herschel entdeckt wurde und die aufgrund ihrer intensiven Stern-Entstehungsgebiete als Starburst-Galaxie bekannt ist.

Die Vermischung von Kunst und Wissenschaft

Um in der Shortlist zu landen, arbeiteten die Fotograf*innen nicht zwangsläufig mit einem Teleskop. Auch Fotos des Nachthimmels sind in die engere Auswahl der Awards gekommen. Die Einsendungen zeigen zum Beispiel auch die glitzernde Milchstraße über der Kynance Cove, einer Bucht an der Ostseite von Mount's Bay im englischen Cornwall, die Sternenpfade der knorrigen Landschaft der Namib-Wüste oder das Polarlicht über der Landzunge von Stokksnes an der isländischen Küste.

Initiiert wurde der Wettbewerb vom Royal Observatory Greenwich. Demnach sei es das Ziel, "die Öffentlichkeit anhand aussagekräftiger Weltraumfotografien mit den großen Fragen zu konfrontieren, welche die Wissenschaft zu beantworten versucht", sagte Dr. Emily Drabek-Maunder, Astronomin des Greenwich-Observatoriums und eine der Juror*innen des Wettbewerbs. Astrofotografie überbrücke die Kluft zwischen Kunst und Wissenschaft und zeige die natürliche Schönheit unseres Universums.