"Als erstes hat Gott der Allmächtige einen Garten angelegt", soll der britische Philosoph Sir Francis von Verulam Bacon mal verkündet haben. Wie auch immer dieser göttlich-paradiesische Garten ausgesehen haben mag, mit diesen deutschen Gärten des Grauens dürfte er wenig zu tun haben. Zumindest bezeichnet sie Ulf Soltau so, der die gleichnamigen Seiten auf Instagram und Facebook betreibt. Grauenvoll sind diese nicht unbedingt, weil grauenvolle Dinge in ihnen geschehen, sondern ihr Anblick an sich ein Grauen ist – und das, was sie mit dem natürlichen Grün angerichtet haben.

"Pervertierter Ordnungswahn"

Der Botaniker und leidenschaftliche Gärtner erzählt in einem Interview, er sei auf die Idee seines Projekts gekommen, als er auf gärtnerische Grausamkeiten in Gartengruppen sozialer Netzwerke aufmerksam wurde. Also beschloss er, diese Bilder zu sammeln und andere zu bitten, ihm welche zuzuschicken. "So naturferne Gärten, wie wir sie auf Gärten des Grauens besprechen, kann ich nur über eine wachsende Entfremdung des Menschen von der Natur erklären", sagt Soltau. Mit dem Aussterben von Tierarten und der großräumigen Vernichtung natürlicher Grünflächen in der Stadt würde auch der persönliche Bezug zur Natur und das Verständnis für Naturschutzbelange verschwinden. "Hinzu kommt ein pervertierter Ordnungswahn, der die Wohnungen niemals hätte verlassen dürfen, sich jetzt aber in sogenannten Outdoor-Wohnzimmern breit macht und selbst vor kleinsten Hinterhöfen und Gartenwinkeln nicht haltmacht."

So zeigen sich diese Gärten des Grauens in all ihrer prächtigen Fürchterlichkeit: Pflanzen, oder das was von ihnen übrig geblieben ist, sind umzingelt von Kieselsteinen. In den Gärten plätschern keine Wasserteiche, sondern aus türkisfarbenen Kunststoffkristallen nachgemachte Flüsse. Statt Hecken zieren rätselhafte Plastikball-Gefängnisse die Vorgärten. Wenn man Gott den Allmächtigen noch mal in die Sache mit hineinziehen dürfte, würde man vielleicht rufen: Gott, lass es Geschmack regnen, und Pflanzensamen dazu!