10. Dezember 1868. Das erste moderne Automobil sollte erst in rund 20 Jahren von Carl Benz in Mannheim erfunden werden und doch herrschte auf europäischen Straßen schon reger Verkehr. In London schlängelten sich dicht an dicht Pferde-Omnibusse, Droschken und Fuhrwerke durch die schmalen Gassen. Bereits zu diesem Zeitpunkt registrierte die Stadtverwaltung jährlich 102 Verkehrstote – und das bei Schritttempo.

Die wichtigste Kreuzung unter dem Big Ben im Regierungsviertel hinter der Westminster-Brücke galt als besonders gefährlich und hielt der Flut der immer mobiler werdenden britischen Bevölkerung nicht länger Stand. Als Lösung für das Problem schlug der Ingenieur und Chef der South Eastern Eisenbahngesellschaft John Peake Knight vor, Signalmasten aufzustellen, die er bereits in den 1840er Jahren auf die Schiene bringen ließ. Wie bei der Eisenbahn sollten sich die Lichtsignale auf der Straße ebenfalls an der bereits aus der Schifffahrt bekannten Farbgebung Grün und Rot orientieren, wo sie Backbord und Steuerbord kennzeichnen – Gelb gab es auf den ersten Ampeln noch nicht.

Drei Wochen nach Inbetriebnahme der mit Gas betriebenen Ampel (Das Wort Ampel entlehnt sich übrigens dem lateinischen ampulla und bezeichnet ein kleines Gefäß für Öl oder andere Flüssigkeiten) kam es zu einem folgenschweren Unfall. Eine defekte Gasleitung explodierte und verletzte den diensthabenden Bobby, der die Apparatur per Hebel manuell steuerte, schwer. In Folge ließ die Stadtverwaltung die 6,50 Meter hohe und fünf Tonnen schwere Anlage wieder abschalten und verzichtete mehr als ein halbes Jahrhundert auf weitere Versuche, den chaotischen Straßenverkehr mit Signalanlagen zu regeln.

Deutschland entdeckt die Ampel

Währenddessen hatte sich auch der Verkehr in dem sich langsam von der Niederlage im Ersten Weltkrieg erholenden Deutschland merkbar erhöht. So zählte der Potsdamer Platz in Berlin 1924 als der verkehrsreichste Knotenpunkt Europas. Am 22. Oktober 1924 ging der berühmte fünfeckige Ampelturm in Betrieb, ehe im Jahr 1937 Deutschlands erste Fußgänger*innenampel folgte.

Um die Lichtsignale für Fußgänger*innen im Großstadttrubel besser von denen für Autofahrer*innen unterscheiden zu können, entwickelte der Verkehrspsychologe Karl Peglau 1961 in Ost-Berlin das Ampelmännchen. Da Verkehrsteilnehmende die Verbindlichkeit von Ampeln anfangs nicht ernst nahmen, stattete der Psychologe sein Männchen mit Knollennase, Hut und Bauchansatz aus. Schließlich vertrauen wir am ehesten jemandem, der uns sympathisch oder sogar ähnlich ist.

Heute gibt es in Deutschland Schätzungen des Ampelherstellers Siemens zufolge rund 1,5 Millionen Ampelanlagen. Während die erste Anlage in London noch eher einem Zugsignal als einer modernen Ampel ähnelte, beweisen die Verkehrsministerien in Deutschland bei der Gestaltung der Lichtsignale heutzutage mehr Kreativität.

Besondere Motive brauchen eine Sondergenehmigung

In den vergangenen Jahren entwickelte sich in deutschen Städten ein regelrechter Trend, bestimmte Ampeln mit Motiven zu versehen, die an bekannte Persönlichkeiten oder Figuren der jeweiligen Stadt erinnern und den Tourismus ankurbeln sollen. Rechtlich ist das nicht immer einfach. Die Straßenverkehrsordnung (StVO) sieht in ihren Richtlinien für Lichtsignalanlagen (Rilsa) vor, dass die Verkehrsregelungen für alle auf den ersten Blick zu erkennen sein müssen. Konkret bedeutet das, dass grundsätzlich, neben den konventionellen, nur die aus der DDR bekannten Ost-Ampelmännchen im deutschen Straßenverkehr zulässig sind. Für alle anderen Motive gelten Sondergenehmigungen, bei denen die jeweiligen Kommunen bei einem Unfall das Risiko tragen, haften zu müssen.

Die schwierige rechtliche Situation hielt viele Städte in Deutschland nicht davon ab, solche besonderen Ampeln aufzustellen. Zum 150. Jubiläum der ersten Verkehrsampel der Welt, stellen wir euch in der Bildergalerie die lustigsten und kuriosesten Ampelmotive Deutschlands vor.