Wir wollten von euch wissen: Was würdet ihr euren Lehrer*innen heute sagen? Die Antworten zeigen: Es gibt Lehrer*innen, die euch dazu inspirieren, an euch zu glauben – und solche, die euch einreden, unfähig zu sein.

Kurz nachdem der Philosoph Albert Camus den Nobelpreis verliehen bekam, schrieb er seinem alten Lehrer: "Ohne Sie wäre nichts von alledem geschehen." Camus wuchs in einer eher bildungsfernen Familie in Algerien auf. Sein Grundschullehrer setzte sich dafür ein, ihm den Besuch des Gymnasiums zu ermöglichen. Das war 1924 noch keine Selbstverständlichkeit.

"Lehrer sind höchst bedeutsam fürs Schullaufbahnschicksal, Elternhäuser aber auch", schreibt der Erziehungswissenschaftler Peter Struck in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Rundschau. Lehrer*innen bewerten die Leistung der Schüler*innen, schätzen deren Charakter und Fleiß ein, legen fest, wer ein sogenannter Problemfall ist und wer ein*e Musterschüler*in, sie wählen bestimmte Lernformen, die manchen Kindern passen und anderen nicht und sie stellen Übertrittszeugnisse aus, die letztlich starken Einfluss auf die berufliche Laufbahn eines Kindes haben.

Welche Rolle spielen Lehrer*innen für die Laufbahn eines Kindes?

Lehrer*innen sind indes anderer Meinung: Laut einer Studie aus dem Jahr 2011 glaubt jede*r zweite Lehrer*in, sie*er könne die Entwicklung der Schüler*innen kaum oder gar nicht beeinflussen. Nur acht Prozent glauben, durch ihre Arbeit Menschen zu formen.

Diesem Selbstgefühl widerspricht eine Studie des australischen Bildungsforschers John Hattie aus dem Jahr 2008. Sie zeigt, dass Faktoren wie die Größe der Klasse oder die finanzielle Ausstattung der Schule kaum Auswirkungen auf den Lernerfolg von Schüler*innen haben. Der größte Unterschied zeige sich nicht zwischen verschiedenen Schulen, beispielsweise privaten und öffentlichen, sondern zwischen verschiedenen Klassen. Das bedeutet: Lehrer*innen sind der Hauptfaktor für den Lernzuwachs der Schüler*innen.

Das kann nun positive und negative Effekte haben. "Ein Drittel aller Schullaufbahnprognosen in Deutschland erweisen sich, wenn sie am Ende der Klasse vier formuliert werden, im Nachhinein als falsch, und zwar schon deshalb, weil sie in der Regel nur von einer Person, nämlich der Klassenlehrerin, erstellt wurden", schreibt Struck in der Frankfurter Rundschau.

Es gibt Lehrer*innen, an die erinnert man sich noch das ganze Leben lang, wie im Falle Albert Camus – weil sie mitverantwortlich für das spätere Leben sind. Leider gibt es auch Lehrer*innen, die das Potenzial nicht erkannt, die uns Steine in den Weg gelegt haben. Wir wollten von unseren Leser*innen wissen: Wie war das bei euch? Was würdet ihr euren ehemaligen Lehrer*innen heute gerne sagen, wenn ihr die Chance dazu hättet?

Die Antworten spiegeln eine Ambivalenz in den Schüler*innen-Lehrer*innen-Beziehungen wider. Sie zeigen, wie verletzend es sein kann, wenn man sich falsch behandelt fühlt. Eine Leserin schreibt beispielsweise: "Guten Tag, Frau Kollegin. Wie war das damals? Aus mir wird nix?"

Eine andere Antwort zeigt, wie wichtig Lehrer*innen für das Leben sein können – wenn sie zu Dingen inspirieren, auf die man ohne sie vielleicht nie gestoßen wäre. Ein Leser schreibt: "Meinem Deutschlehrer würde ich gern sagen, dass er meine Inspiration war und meine Liebe zur Literatur so nachhaltig geweckt hat, dass ich heute selbst schreibe und immer noch oft an ihn denke."

Eine Sammlung der Antworten findet ihr in der Galerie oben.

th