Zum 50. Mal treffen sich Spitzenpolitiker*innen, Top-Manager*innen, Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen zur Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in der Schweizer Stadt Davos. Bei dem viertägigen Treffen tauschen sich die Einflussreichen dieser Welt noch bis Freitag über aktuelle globale Herausforderungen in der Politik und Wirtschaft aus. Dieses Jahr nimmt zusätzlich zu der Klimaaktivistin Greta Thunberg erstmals eine Gruppe von neun weiteren jungen Aktivist*innen teil.

Bei dem Panel der Teenage Changemakers saßen neben der Klimaaktivistin Greta Thunberg zum Beispiel die Mädchen- und Frauenrechtlerin Natasha Mwansa aus Sambia, der Klimaschützer Salvador Gómez-Colón aus Puerto Rico und die Menschenrechtsaktivistin Autumn Peltier aus Kanada auf der Bühne.

Sie sind gekommen, um zu kämpfen

Natasha Mwansa leitet ihre eigene Stiftung, die sich für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Kindern und gegen Zwangsverheiratung in Sambia einsetzt. Mit 18 Jahren ist Mwansa die jüngste Trägerin des Global Health Leaders Awards der Weltgesundheitsorganisation. In ihrer energischen Rede sagt sie, dass die Politik zwar die Erfahrung habe, die jungen Leute aber dafür die Ideen. Letztere müssten besser integriert werden. Es gehe nicht um Reden, sondern um Handlungen und Unterstützung. "Was zählt ist, was wir zu Hause machen. Wir werden nicht immer in Davos sein." Die Macht liege nicht nur bei den Politiker*innen, sondern bei jedem*r Einzelnen.

Auf dem Diskussionspanel sprach auch Salvador Gómez-Colón. Der 17-Jährige gründete die Initiative Light and Hope for Puerto Rico, nachdem der Hurrikan Maria im Jahr 2017 dort schwere Schäden verursachte und die Regierung verkündete, dass seine Gemeinde mindestens ein Jahr lang keinen Strom haben werde. Mithilfe seiner NGO organisierte Gómez-Colón für mehr als 3.100 Familien Solarlampen, handbetriebene Waschmaschinen und andere Hilfsgüter.

Das Time Magazin kürte ihn 2017 zu einem der 30 einflussreichsten Teenager, für seinen Einsatz erhielt er mehrere Auszeichnungen. "Wir sind es leid, hier zu rede – daheim geschieht nichts", sagte er den Teilnehmer*innen des Weltwirtschaftsforums. In Sachen Klimaschutz wolle er endlich Resultate sehen. "Wir warten nicht darauf, dass was passiert, wir tun etwas. Wenn es keine Veränderung durch die Politik gibt, dann machen wir das."

Wir warten nicht darauf, dass was passiert. Wir tun etwas.
Salvador Gómez-Colón

Die dritte Sprecherin auf dem Jugendpanel war die 15 Jahre alte Autumn Peltier aus Kanada. Sie gehört dem Eagle Clan Anishinaabe Kwe der Wiikwemkoong First Nation im Norden Ontarios an und kämpft seit ihrem achten Lebensjahr für das Recht der indigenen Bevölkerung auf sauberes Wasser. Durch industrielle Aktivitäten und Öl-Pipelines sind in Peltiers Heimat viele der Trinkwasserreserven kontaminiert und nicht trinkbar.

Peltier wurde 2019 von der Anishinabek-Nation, die 40 indigene Völker in Ontario vertritt, zum Chief Water Commissioner ernannt. In Davos kritisiert Peltier, dass sich die Menschen nur auf das Geld konzentrieren würden. "Wir müssen uns aber darauf fokussieren, was passiert", sagt sie.

"Das Haus brennt noch immer"

Insgesamt waren zehn Jugendliche auf verschiedenen Panels in Davos zu hören. "50 Prozent der Weltbevölkerung sind unter 27 Jahre alt. Wir müssen auf die Jungen hören", kommentiert WEF-Gründer Klaus Schwab diese erstmalige Entscheidung, junge Aktivist*innen einzuladen. Er bezeichnet sie als Teenage Changemakers, die führende Politiker*innen und Konzernchefs wachrütteln sollen. Unter ihnen ist Greta Thunberg das prominenteste Gesicht – aber sie ist eben nur eine von zehn, die für ihre Anliegen gegen globale Bedrohungen kämpfen.

Dienstagmorgen trat Thunberg zum zweiten Mal in Davos auf. Sie sprach über die Klimakrise und die Dringlichkeit, die Folgen selbiger zu reduzieren. Ein Jahr zuvor hielt Thunberg an gleicher Stelle ihre vielzitierte Rede, in der sie die Weltelite im Hinblick auf die Entwicklung des Klimas dazu aufforderte, "in Panik zu geraten", da "unser Haus brennt". Ein Jahr später geht Thunberg auf ihre Analogie erneut ein: "Unser Haus brennt noch immer, eure Politik füttert die Flammen", sagt sie. Der Elite wirft die 17-Jährige vor, zu versagen und aufzugeben. "Was werdet ihr den Kindern sagen, die ihr in einem Klimachaos zurücklasst?"