Die erste Ernte: drei winzige Tomaten! Ihre Größe steht in keinem Verhältnis zum Ausmaß meines Gärtnerinnen-Stolzes. Ich habe es endlich geschafft, meinen Balkon zu bepflanzen. Ungeachtet der Tatsache, dass er von der Grundfläche her lediglich vier Bierkästen entspricht und ungefähr so viel Sonnenlicht abbekommt wie ein durchschnittlicher IT-Mitarbeiter.

Aber es funktioniert!

Dabei bin ich eigentlich als Zimmerpflanzenschreck verschrien und kille mitunter sogar Kakteen. Doch diesmal bin ich strategisch vorgegangen – meine persönliche Schritt-für-Schritt-Anleitung anbei. Vielleicht klappt es damit ja auch auf deinem Balkon:

1. Was willst du pflanzen?

Hübsche Blümchen, Kräuter und Nutzpflanzen oder beides? Ich habe mich überwiegend für Kräuter entschieden.

2. Wenn Kräuter und Nutzpflanzen: Welche isst du häufig und welche nicht?

Warum so etwas Exotisches wie Ysop pflanzen, wenn du stattdessen frischen Oregano auf die Pizza streust? Zu meinen Alltagskräutern gehören außerdem Minze, Thymian, Rosmarin und Koriander. Ich meine: Was ist Guacamole ohne Koriander? Eben.

3. Wie viel Platz hast du?

Es gibt nun mal Pflanzen, die sich ausbreiten wollen, zum Beispiel Kapuzinerkresse. Lass ihnen Luft. (Ich fürchte, dass ich die Erdbeeren zu eng gesetzt habe. Aber das wird sich zeigen.)

4. Wie sind die Lichtverhältnisse?

Wann scheint wo genau die Sonne hin und wo ist Schatten? Dabei nicht schummeln! Mag ja sein, dass du zeitlebens vom mediterranen Paradies geträumt hast – mit einem reinen Nordbalkon wird das allerdings leider nichts. Aber nicht verzagen: Ich habe zum Beispiel Waldmeister in ein schattiges Eckchen gestellt, findet er super. Und unter den Blumen sind unter anderem Begonien für wenig Licht geeignet.

5. Aufwand abschätzen

Man denkt es nicht, aber: Petersilie kann eine echte Bitch sein. Sonne ja, aber bloß nicht direkt; bitte am liebsten einzeln pflanzen; ordentlich gießen, aber nicht zu doll... Mimimi! Salbei hingegen gedeiht überhaupt erst unter größtmöglicher Vernachlässigung.

6. Freundliche Nachbarn suchen

Sobald du dich für ein paar Pflanzen entschieden hast, guckst du im zweiten Schritt, welche anderen Pflanzen rein mischkulturmäßig gute Nachbarn wären – Möhrchen und Zwiebeln, Erdbeeren und Tagetes, Tomate und Basilikum beispielsweise. Im Idealfall unterstützen sie sich sogar gegenseitig in Sachen Schädlingsabwehr.

6. Wer braucht was?

Dann findest du heraus, welche Pflanze welche Bedürfnisse in Sachen Licht, Platz, Bodenbeschaffenheit, Düngen und Bewässerung hat und setzt die zusammen, die sich diesbezüglich ähneln UND gut nebeneinander als Nachbarn gedeihen. Echte Planungsfreaks wie ich machen sich eine Excel-Tabelle.

7. Wer lebt wie lange?

Es ist auch wichtig zu gucken, welche Pflanzen mehrjährig und welche einjährig sind. Und im nächsten Schritt, welche von den mehrjährigen drinnen überwintern müssen.

8. Töpfe, Erde und Pflanzen besorgen!

Vorsicht vor Terrakotta, ist nicht wirklich winterfest und kann bei Minusgraden platzen. Aber muss auch nicht sein: Du kannst dich klüger anstellen als ich und stattdessen Pflanztaschen kaufen oder basteln, alte Eimer nehmen oder aufgeschnittene Tetrapacks – Stichwort kreatives Upcycling. Für Mittelmeerkräuter wie Lavendel, Thymian oder Rosmarin kann man in beispielsweise der Aquaristik-Abteilung auch ein Päckchen Sand kaufen und in die Erde mischen. Außerdem wichtig: Tonscherben und/ oder Granulat für eine vernünftige Drainage auf den Topfboden. Manche Pflanzen HASSEN nasse Füße!

9. Gucken, was du sonst noch brauchst

Schäufelchen? Gießkanne? Gartenschere? Handschuhe?

10. Lospflanzen, ernten, freuen!

Ich bin ganz sicher alles andere als eine Profi-Gärtnerin, meine Tipps beruhen lediglich auf persönlicher Erfahrung und ein wenig Recherche; vielleicht werden mein Pflanzen in zwei Wochen alle eingegangen sein – aber bisher läuft eben alles bestens.