Der Pressesprecher des Weißen Hauses zu sein, ist ein furchtbar undankbarer Job. Jedenfalls, wenn man der Pressesprecher von Donald Trump ist.

Wieder und wieder war Sean Spicer in den letzten Wochen gezwungen, wahnwitzige Entscheidungen, absurde Fehltritte und fragwürdige Eskapaden als politische Strategie zu verkaufen. Das alles tat er nie besonders elegant oder professionell. Jetzt hat er sich einen Fehler geleistet, der ihn seinen Job kosten könnte.

"Selbst Hitler ..."

In einer Pressekonferenz zur aktuellen Lage in Syrien erklärte Spicer: "Wir haben im Zweiten Weltkrieg keine chemischen Waffen verwendet. Selbst jemand so verabscheuungswürdiges wie Hitler hätte sich nicht auf dieses Niveau herabgelassen." Spicer vergaß wohl die sechs Millionen Opfer des Holocausts, die unter anderem auch in Gaskammern ermordet worden waren.

Als eine Journalistin nachhakte, machte Spicer alles nur noch schlimmer: "Er verwendete Gas nicht gegen seine eigenen Leute, so wie Assad. […] Er brachte es in die Holocaust-Center, das verstehe ich. Was ich meine ist, wie Assad sie verwendete, der sie in die Städte brachte und über Unschuldigen abwarf – mitten in der Stadt."

Setzen, sechs

Diese Aussage ist auf so vielen Ebenen falsch. Zum einen sollte es keine Rolle spielen, ob man die eigene Bevölkerung oder die einer anderen Nation vergast. In den Konzentrationslagern starben Menschen verschiedenster Nationalitäten, Glaubensrichtungen, sexueller Orientierungen, politischer Einstellungen, Geschlechter, Hautfarben und Lebensentwürfe. Einige Opfer hatten deutsche Pässe, das ändert jedoch nichts an den Grausamkeiten, die ihnen widerfuhren. Als Unterscheidungskriterium dann noch zu sagen, die Opfer Assads seien Unschuldige gewesen, impliziert, die Opfer des Holocausts hätten ihre Vergasung verdient.

Dass Spicer zudem darauf besteht, dass das Abwerfen von Bomben über unschuldigen Stadtbewohner*innen besonders grausam sei, zeigt außerdem, dass der Pressesprecher des Weißen Hauses die Geschichte der USA ebenfalls nicht besonders gut kennt. Vielleicht sollte jemand aus dem Verteidigungsministerium ihn mal über Hiroshima und Nagasaki aufklären. Oder Napalm und Agent Orange.

Oh no, he didn't!

Die Reaktionen auf seine Aussage reichten erwartungsgemäß von Entsetzen bis Zorn. Spicer selbst nahm noch einmal schriftlich Stellung. Er habe lediglich auf die taktischen Unterschiede hinweisen wollen. Es sei nicht seine Absicht gewesen, den Holocaust herunterzuspielen.

Für diese halbherzige Entschuldigung ist es allerdings zu spät. Inzwischen forderten bereits mehrere jüdische Verbände seinen Rücktritt und bezeichneten ihn als Holocaust-Leugner.

Die Wut dürfte vor allem in den Gemeinden hochkochen, da gestern der Beginn des Pessachfestes war. An diesen Feiertagen wird der Auszug des jüdischen Volkes aus Ägypten und die Befreiung aus Sklaverei und Unterdrückung gefeiert – ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, um zu erfahren, dass die eigene Regierung die Internierung und Ermordung von sechs Millionen jüdischen Menschen verharmlost.

Ob Sean Spicer tatsächlich zurücktritt, wurde bisher noch nicht bekanntgegeben. Es wäre aber vermutlich keine schlechte Idee. Es könnte uns Bilder wie dieses ersparen: