Wenn die berühmt-berüchtigten Influencer ein Foto von sich auf Instagram posten, ist dafür ganz sicher viel Posing-Zeit ins Land gegangen: das Bein noch ein bisschen strecken, den Kopf noch etwas schräger legen, Lippen ganz leicht öffnen. Alles muss sitzen.

Wie extrem ähnlich sich Insta-Stars auf ihren Fotos mittlerweile sehen, bemängelte erst kürzlich eine Autorin im Schweizer Kurier. Dass ein einziges Bild in Wirklichkeit auch zahlreiche Outtakes mit sich bringt, bleibt für die Betrachter*innen allerdings unsichtbar.

Mittlerweile ist jedoch kein Geheimnis mehr, dass das, was wir zu sehen bekommen und auch selbst hochladen, nicht zwangsläufig etwas mit der Realität zu tun haben muss – beziehungsweise nur einen Bruchteil von ihr abbildet. Trotzdem halten wir an den inoffiziellen Normen des Kanals fest: alles geordnet, geschönt und gern gefiltert. Egal ob bei Naturaufnahmen oder Selfies. Die schönen Fotos gehen ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.

Schlechte Fotos gibt es nicht

Mit dem Hashtag #BadPictureMonday – wobei bad in Anführungszeichen zu lesen ist – rüttelt die US-amerikanische Autorin und Dichterin Sonya Renee Taylor an dieser Ästhetik-Starre. Mit ihrer Online-Plattform The Body Is Not An Apology setzt sie sich bereits seit Jahren für ein positiveres Körpergefühl und Selbstverständnis ein. Genau darum geht es auch bei der Hashtag-Aktion: mehr Liebe zur Selbstliebe – oder in dem Fall Selfieliebe.

"Durch die sozialen Netzwerke hat sich eine Armee aus perfekten Lächeln und super frisierten Köpfen entwickelt. Und alle glauben, die einzigen Bilder, die zu sehen sein sollten, seien die 'guten'", schreibt Sonya auf ihrer Website. Der Hashtag soll daran erinnern, dass es gar keine schlechte Art gibt, einen Körper zu haben. Jeden Montag ermutigt sie ihre Leser*innen deshalb dazu, ihre Profilbilder durch Fotos zu ersetzen, die sie nicht mögen. Mit dem #BadPictureMonday sollen wir erkennen, dass es nicht um Perfektion geht, sondern dass wir am schönsten sind, wenn wir einfach glücklich sind.

Die bisher mit dem Hashtag versehenden Fotos machen auf jeden Fall Spaß. Sie zeigen Frauen beim Essen, beim Trinken, mit Grimassen und mit nassen Haaren. Über tausend Bilder sind bereits zusammengekommen.

Schöne ungeschönte Körper

Sonya selbst haben die sozialen Netzwerke 2011 geholfen, ihre Selbstliebe-Bewegung zu starten. Als sie auf Facebook ein Selfie postete, das sie in einem schwarzen Korsett zeigte, verspürte sie dabei eine neue Stärke. "Mir war klar, dass mein großer, brauner, queerer Körper eigentlich nicht gezeigt oder als sexy betrachtet werden sollte, aber ich habe das Foto trotzdem hochgeladen". 24 Stunden später hatten zahlreiche Leute das Foto kommentiert, geteilt und eigene Selfie gepostet, die ihre schön ungeschönten Körper zeigen. Das Bedürfnis nach mehr Diskurs fing Sonya mit The Body Is Not An Apology, ihrer eigenen Website, auf.

#BadPictureMonday mischt sich unter eine Reihe von Hashtags, die Körper in allen Formen und Größen feiern, wie etwa #HonorMyCurves oder #CelebrateMySize. Sie alle erinnern uns daran, dass die Welt bunter ist, als sie insbesondere Instagram aussehen lässt. Sich selbst sollte man feiern – übrigens nicht nur montags.