Für alle, die ihre Emotionen nicht richtig einordnen können, also vermutlich sieben Milliarden Menschen auf der Welt, gibt es jetzt Hilfe: Den "Atlas of Emotions".

Die Idee dazu hatte kein geringerer als der gegenwärtige 14. Dalai Lama, der tibetische Mönch Tenzin Gyatso. Zusammen mit dem Wissenschaftler Paul Ekman und Designern von Stamen erarbeitete er eine visuelle "Karte der Gedanken", wie er sie nennt. Weil es seine Pflicht sei, diese Art der Plattform zu veröffentlichen, sagt der Dalai Lama.

Um einen Konsens darüber zu finden, wie Emotionen funktionieren und sie überhaupt wissenschaftlich akkurat einkategorisieren zu können, schickte Ekman eine Umfrage an 248 Wissenschaftler, die sich weltweit am stärksten mit der Materie befassen. Aus den Ergebnissen konnte er ableiten, dass es "universelle Gefühle" gibt; also Gefühle, die alle Menschen, egal woher sie kommen oder wo sie leben, gemeinsam haben. Diese sind: Wut, Angst, Ekel, Trauer und Freude.

Das Ziel war es, ein Tool zu kreieren, dass "eine Reise durch die Welt der Emotionen" ermöglicht. Und tatsächlich: Die Bedienung erscheint zu Beginn zwar komplex, nach kurzer Einarbeitungszeit findet man sich aber gut in den verschiedenen Bereichen oder "Kontinenten" unserer Emotionswelt, wie sie auf der Seite genannt werden, zurecht.

Wie die Seite funktioniert – am Beispiel "Angst"

Die Emotion mit den meisten Auslösern ist interessanter Weise eine der schlimmsten: die Angst. Anhand diesem Beispiel zeigen wir, wie sich die Seite bedienen lässt.

Zunächst wählen wir einen der "Kontinente" aus, wir wählen wie gesagt "Angst". Im Auswahlbildschirm sehen wir anhand der Größe und den Bewegungen der Formen, wie Emotionen sich in ihrer Stärke und der Frequenz, in der sie im Leben der Menschen auftreten, unterscheiden.

Es öffnet sich ein Diagramm mit "Stationen", in dem wir sehen können, welche Angst die Menschen am meisten umtreibt. In unserem Fall ist es: Terror. Klicken wir darauf, wird uns erklärt, warum wir diese Angst empfinden und vor was genau wir uns da eigentlich fürchten.

Die emotionale Station, die wir durchlaufen, führt zu verschiedenen "Aktionen", beispielsweise Sorge oder einem (Angst-)Schrei. Das passiert übrigens von ganz allein, ohne unser Zutun.

Im nächsten Schritt sehen wir die "Auslöser" für alle unsere Ängste. Und es zeigt sich: Auch das funktioniert in unserem Kopf ganz automatisch. Einen Lernprozess gibt es auch. Wir werden vorsichtiger, oder umgehen Ängste, wenn sie uns schon einmal vorher begegneten.

Die "Stimmung" ist der länger anhaltende "Cousin" unserer Emotion. Sie kann dazu führen, dass wir beispielsweise Angst öfter und intensiver wahrnehmen. Dabei ist es nicht wichtig, was diese Angst ausgelöst hat.

Am Ende einer jeden "Reise durch die Emotionswelt" gibt uns die Website noch folgenden Rat: Ein ruhiger, ausbalancierter Kopf ist wichtig dafür, unsere Emotionen bestimmten zu können, herauszufinden, woher sie kommen und zu wissen, warum sie ständig wechseln. Nur so können wir lernen, mit unseren Emotionen umzugehen.

"Wir haben von Natur aus destruktive oder konstruktive Emotionen", sagte der Dalai Lama der New York Times. "Menschen sollten mehr Rücksicht auf ihr Innerstes geben, vom Kindergarten bis zur Universität. Nicht nur, um weiser zu werden, sondern um ein glücklicherer Menschen zu werden." Wenn wir uns mit uns selbst beschäftigen und glücklicher werden, führt das laut Dalai Lama dazu, dass unsere Familie und unser Umfeld glücklicher wird – und, in letzter Instanz, endlich auch die gesamte Menschheit.

Wer der Seite etwas Zeit schenkt und, ganz wichtig, die Informationen auf sich selbst projiziert, kann wirklich spannendes über seine Emotionen entdecken. Darüber, was sie mit uns machen, wie sie entstehen – und darüber, wie wir es schaffen können, über unsere innersten Ängste hinwegkommen.

Dalai Lama, das Internet dankt euch!