Klick: Ich bin in Sicherheit.

Ein komisches Gefühl, das zu markieren. Es ist das erste Mal, dass der Safety Check in Berlin aktiviert ist. Als die Aufforderung bei Facebook aufploppt, sitze ich mit meinen Kolleg*innen in einer Bar in Berlin Mitte. Wir haben Weihnachtsfeier, trinken, lachen und spielen Shuffle zusammen.

Dann die Eilmeldung: Ein LKW soll in einen Weihnachtsmarkt gefahren sein, es gebe einen Toten und mehrere Verletzte. Wir lesen die Push-Nachrichten, reden kurz drüber – und spielen weiter. Verdrängung. Vielleicht ein Unfall, denken wir. Hoffentlich ein Unfall.

Mit jeder neuen Nachricht fällt unsere Stimmung. Die Gespräche verstummen, das Spiel ist vorbei und wir starren auf unsere Telefone. Minuten nach der ersten Eilmeldung ruft meine Mutter an. Dann WhatsApp-Nachrichten von Freund*innen. Sie wollen wissen, dass ich okay bin. Bei meinen Kolleg*innen ist es ähnlich. Und obwohl die Wahrscheinlichkeit, dass wir bei drei Millionen Einwohner*innen betroffen sind, verschwindend gering ist, markieren wir uns alle bei Facebook als "in Sicherheit". Warum?

Schreck verbindet

Wir leben und arbeiten in Berlin, wenn auch nicht in Charlottenburg. Niemand von uns war in unmittelbarer Nähe, als sich der Vorfall dort ereignete. Doch auf einem Weihnachtsmarkt hätten wir auch sein können. Heute, gestern, vor drei Tagen. In Charlottenburg, Mitte oder Neukölln.

Wir sind schockiert, schwanken zwischen Schock und Verunsicherung. Wir bemitleiden uns aber nicht. Wir wissen, dass Terror für Menschen in anderen Städten noch viel mehr zum Alltag gehört. Aber wir verbinden uns: in der Trauer und in der Wut. Wir schreiben unseren Lieben Nachrichten. Wir klicken auf Facebook, dass wir in Sicherheit sind.

Nach einem Jahr, das der (Zwischen-)Menschlichkeit immer immer wieder in die Magengrube schlug, trifft uns dieser Anschlag mitten in unser Bedürfnis nach Ruhe und Besinnlichkeit. Der "Safety Check" ist plötzlich mehr als reine Sicherheitsbekundung: Wir zeigen, dass wir da sind. Miteinander und füreinander. Niemand soll sich Sorgen machen müssen. Niemand soll mit dem Horror der Unberechenbarkeit und Wahllosigkeit allein bleiben.

Und es hilft. Es tut gut zu wissen, wer safe ist.

Auf dem Heimweg lesen meine Kolleg*innen und ich weiter Nachrichten. Der Schock sitzt ein bisschen zu tief, um viel drüber reden zu können. Zu Hause schreiben wir uns gegenseitig, dass wir angekommen sind. Das haben wir nie zuvor gemacht und obwohl wir längst wissen, dass es allen gut geht, beruhigt es.