Im 19. Bundestag werden so wenige Frauen sitzen, wie zuletzt vor 19 Jahren: gerade einmal 31 Prozent. Im bestehenden Bundestag, dem 18., sitzen noch 37,1 Prozent Frauen.

Der Grund für dieses Ungleichgewicht liegt vor allem bei den beiden neuen Parteien, die jetzt ins Parlament einziehen und eine sehr hohe Männerquote haben.

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Hier das Geschlechterverhältnis der Parteien auf den 709 Sitzen im kommenden neuen Bundestag, aufgelistet nach dem höchsten Frauenteil:

Grüne

  • Insgesamt: 67 Sitze (8,9 Prozent)
  • Davon Frauen: 39 Sitze (58 Prozent)
  • Davon Männer: 28 Sitze (42 Prozent)

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Linke

  • Insgesamt: 69 Sitze (9,2 Prozent)
  • Davon Frauen: 37 Sitze (54 Prozent)
  • Davon Männer: 32 Sitze (46 Prozent)

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SPD

  • Insgesamt: 153 Sitze (20,5 Prozent)
  • Davon Frauen: 64 Sitze (42 Prozent)
  • Davon Männer: 89 Sitze (58 Prozent)

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FDP

  • Insgesamt: 80 Sitze (10,7 Prozent)
  • Davon Frauen: 18 Sitze (23 Prozent)
  • Davon Männer: 62 Sitze (78 Prozent)

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Union

  • Insgesamt: 246 Sitze (32,9 Prozent)
  • Davon Frauen: 49 Sitze (20 Prozent)
  • Davon Männer: 197 Sitze (80 Prozent)

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AfD

  • Insgesamt: 94 Sitze (12,6 Prozent)
  • Davon Frauen: 11 Sitze (12 Prozent)
  • Davon Männer: 83 Sitze (88 Prozent)

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Warum ist das so – und wie würde es sich ändern?

Die Union, die AfD und die FDP haben einen sehr geringen Frauenanteil in ihren Parteien. Die beiden Letztgenannten treiben die Frauenquote im Bundestag in der neuen Legislaturperiode insgesamt nach unten, weil sie neu dazukommen sind. Diese drei Parteien haben auch sonst einen sehr geringen Frauenanteil.

Allgemein ist die deutsche Politik sehr männlich geprägt. Das liegt nicht etwa daran, dass zu wenige Frauen in die Politik wollten, sondern an strukturellen Problemen in unserer Gesellschaft, wie Silke Laskowski, Professorin für Öffentliches Recht an der Universität Kassel, der Huffington Post erklärte: "Die Strukturen der Parteien und der Politik sind wie andere gesellschaftliche Bereiche – Wirtschaft, Wissenschaft, Medien – von Männern dominiert. Das hat System." Bis 1908 durften Frauen keine Mitglieder in einer politischen Partei sein. Bis 1919 durften sie noch nicht einmal wählen.

Dass Grüne, Linke und SPD den höchsten Frauenanteil in der deutschen Politiklandschaft haben, liegt nicht daran, dass mehr Frauen Mitglieder wären, sondern daran, dass diese Parteien jeweils eine Quote haben. Die Grünen führten 1986 das Frauenstatut ein, wonach Frauen mindestens die Hälfte der Listenplätze ausmachen müssen. Die SPD legte 1988 mit einer verpflichtenden Quote von 40 Prozent nach. Bei den Linken müssen seit 2011 mindestens 50 Prozent Frauen in die Wahllisten.

Diesen Parteien ist es auch zu verdanken, dass sich der Frauenanteil im Parlament seit 1987 stetig vergrößerte. Bis dato saßen höchstens 10 Prozent Frauen im deutschen Bundestag. Frauenrechtlerinnen fordern ein deutsches Paritätsgesetz, das Parteien dazu zwingen würde, einen bestimmten Anteil der Listenplätze mit Frauen zu belegen. Ein solches Gesetz gibt es bereits in acht europäischen Ländern, darunter Frankreich, Spanien, Polen und Irland.