Mit dem Zocker verhält es sich ähnlich wie mit einem Braten. Am geilsten wird er, wenn er im eigenen Saft gart. Und je länger man spielt und im eigenen Siff hockt, desto besser fühlt man sich. Weil man die Umwelt völlig ausblendet. Ein herrlicher Effekt.

Ich spreche da aus Erfahrung. Ich bin einer dieser Natural-Born-Gamer, Teil dieser ganz speziellen Spezies, deren Herz in etwa so aussieht wie die Maske des Endgegners von The Legend of Zelda: Majoras Mask.

Kennst du nicht? Nicht so schlimm – du kannst diesen Klassiker der Videospiel-Geschichte ja noch nachholen. Und das solltest du auch.

Es ist nämlich eines dieser Spiele, die einen Sog entwickeln, in dem du ständig weiterkommen und die Spielwelt bis zum letzten Winkel erkunden willst. Dabei ist Zelda grundsätzlich linear aufgebaut, du musst aber selbst herausfinden, wo du als nächstes hin musst. Und wenn du vor einer verschlossenen Tür stehst, musst du eben zurück und erst einen Schlüssel finden. Das Prinzip ist ungemein motivierend.

"Besser als Buch lesen"

Du hast nie verstanden, wie jemand stundenlang vor der Glotze verbringen kann? Das ist leicht erklärt:

In den vergangenen Jahren kam eine ganze Reihe von Games auf den Markt, die sich richtig intuitiv spielen lassen – und dabei echt tiefgründige Geschichten erzählen. Da ist zum Beispiel die bitterböse Gesellschaftssatire Grand Theft Auto IV (GTA IV). Die Story erreicht in Sachen Erzählstruktur locker die Qualität eines Breaking Bads.

Im vergangenen Mai erschien The Witcher 3: The Wild Hunt. Die Grafik und Spielwelt sind dermaßen stimmig, dass man schon mal einfach minutenlang stehen bleibt und in die Ferne schaut. Das hat schon fast hypnotische Wirkung. Beim diesjährigen deutschen Computerspielpreis (DCP) räumte das Spiel sogar gleich drei mal ab: den Publikumspreis, den Preis für die beste Internationale neue Spielewelt, und den Preis für das beste Internationale Spiel. "The Witcher 3 eröffnet den Spielern eine rohe und geheimnisvolle Welt, die bevölkert wird von vielschichtigen Charakteren. Gut und Böse ist hier selten eindeutig. Vielmehr wird der Spieler oftmals vor Entscheidungen gestellt, die direkten Einfluss auf die Handlung und damit auf das individuelle Spielerlebnis haben," lautet die offizielle Jurybegründung.

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Beide Spiele haben durch ihre starken Geschichten einen enormen Wiederspielwert. Man möchte bis zum Abspann spielen – so wie man einen Film bis zum Ende ansieht. Nur dass ein Film im Schnitt zwei Stunden dauert; The Witcher und GTA weit über 50 Stunden.

Auch wenn das zu Beginn abschreckend auf dich wirkt: Die Zeit fliegt, wenn du spielst.

Ich habe User der Facebook-Gruppe "Retrobörse für klassische Videospiele" gefragt, warum sie zocken. Marcel Kleinert antwortete zum Beispiel: "Besser als Buch lesen."

"Computerspiele spielen, das ist für mich Eintauchen in einer andere Welt und die Faszination, die hinter diesen Welten steckt. Es entspannt, wenn man sich nach der Arbeit auf das Sofa flegeln und sich einem Spiel zuwenden kann, einfach mal nicht an den Alltag denken, abschalten", schreibt Rico Wollny.

"Ich spiele einfach, weil's Spaß macht"

"Für mich ist es ein Teil meiner Kindheit, den ich einfach nicht aufgeben möchte. Ich war früher das einzige Mädchen, das im Hort bei den Jungs mit 'nem Gameboy in der Hand Pokémon gespielt hat", schreibt Edelgard Reindl.

Für viele Spieler steht aber auch einfach nur der Spaß im Vordergrund. Peter Hetmanek schreibt: "Ich weiß nicht, ob man da so großartig ausholen muss. Ich spiele einfach, weil ich Lust hab' und es Spaß macht."

Andere haben Freude daran, sich in Spielen mit anderen zu messen – quasi wie beim Sport, nur eben am Computer oder der Spielekonsole. "Ich spiele zum größten Teil wegen des Wettbewerbs. Mein Ziel ist es, in meinen Games zur Weltspitze zu gehören, beziehungsweise diese sogar anzuführen", schreibt Dominic Lenze.

Es ist noch nicht zu spät!

Wie du siehst, gibt es ziemlich viele Gründe, mit dem Zocken anzufangen. Zumindest aber weißt du jetzt, warum dein Kommilitone oder Kollege es in Kauf nimmt, nach durchzockter Nacht wie ein Zombie in der Uni oder im Büro anzuschlappen.

Und falls du denkst, du seist ohnehin hinten dran: Es ist nicht zu spät, sich günstig eine ältere Konsole zu besorgen und zumindest Klassiker wie Zelda auszuprobieren. Mittlerweile haben sich Fans auch an Browser-Umsetzungen beliebter Spiele gemacht: Ganz aktuell landete eine Version des klassischen, 30 Jahre alten The Legend of Zelda im Internet.

Spätestens, nachdem du deine erste Acht-Stunden-Session (ja, am Stück!) hinter dir hast, wirst du nachvollziehen können, warum wir Vollblut-Zocker einfach nicht aufhören können, egal wie alt wir sind – dann bist du nämlich offiziell auch einer.