Die letzten Jedi ist ein Feuerwerk von einem Film, er überrascht, hat Witz und Charme – Abstriche gibt es ausgerechnet bei der Haupthandlung. Unsere Filmkritik

Der folgende Text ist spoilerfrei.

This is not going to go the way you think."

Wenn Luke Skywalker diese Worte am Anfang von Die letzten Jedi spricht, dann beschreibt der Charakter damit eigentlich den ganzen Film.

Der Regisseur und Drehbuchautor der achten Star-Wars-Episode, Rian Johnson, baute gleich eine ganze Reihe von krassen Überraschungsmomenten ein. Gerade bei einer Szene am Ende der rund zweieinhalb Stunden dürfte es Fans der Reihe regelrecht die Kinnlade herunterreißen.

Das sind die Momente, an denen der Film wirklich glänzt. Gleichzeitig macht ihn das zu einem ganz anderen Star Wars, als man von der Reihe gewohnt ist. Und das ist nicht ausschließlich positiv.

Mehr Action und Witz, dafür weniger Ruhe

Die Erzählgeschwindigkeit von Die letzten Jedi ist rasant, noch rasanter als beim Vorgänger Das Erwachen der Macht. Vorbei die ruhigen, fein komponierten Charaktereinführungen des Vorgängers, vorbei die geradezu mystische Grundstimmung. Der neue Film gibt von Anfang an Vollgas. Auf den Fließband-Bombast muss man sich in der ersten halben Stunde erst mal einpendeln.

Dann aber bekommen Zuschauende die volle Packung Star Wars: toll inszenierte Raumschlachten, verrückt-spannende Schauplätze und ein paar wirklich epische Szenen. Zudem steckt ganz typisch auch hier wieder eine ganze Menge Charme und Witz drin. Von Letzterem womöglich sogar mehr als in allen bisherigen Teilen der Saga.

Die Situationskomik ist teilweise wirklich zum Schießen, was auch an den neuen kükenartigen Kreaturen, den Porgs, liegt, die schon im zweiten Trailer gezeigt wurden. Wer die kleinen Vögelchen in der Vorschau schon mochte: Dieser Film ist für euch.

Der Regisseur geht mit frischem Blick an die Franchise heran, das merkt man. Er führt die Zuschauenden gezielt aufs Glatteis und spielt mit Erwartungen, die dann nicht oder ganz anders erfüllt werden. Allein eines bleibt leider etwas blass im neuen Star Wars: die Hauptcharaktere und deren Handlungsstränge.

Handlungsmäßig ein klassischer Mittelteil einer Star-Wars-Trilogie

Die Rahmengeschichte behandelt einen nur sehr kurzen Abschnitt im Kampf zwischen den Rebellen und der bösen Ersten Ordnung. Im Grunde wird diese über weite Strecken an nur einem Ort erzählt, erst kurz vor Schluss gibt es frischen Wind.

Das ist etwas ungewohnt, aber macht den Film zu einem ganz klassischen Mittelteil: Auch bei den vorherigen Trilogien waren die Filme in der Mitte immer eher Brückenfilme für das, was davor und danach kam.

Die jungen Hauptcharaktere, allen voran Rey, Kylo und Finn haben in all der Action gefühlt nur wenig Raum, ihre Beziehungen zueinander und ihre Emotionen glaubhaft rüberzubringen. Ein Beispiel: Rey und Finn haben genau einen gemeinsamen Augenblick auf der Leinwand, der nur wenige Sekunden dauert, dann, zack, nächste Szene.

Die Schuld an solchen Wehrmutstropfen trägt aber eher der Schnitt des Films als das schauspielerische Talent der Darsteller*innen. Das ist schade, hat die Zeit für Gefühle doch den Vorgänger mit ausgemacht.

Emotional wird es an einigen Stellen natürlich trotzdem. Allen voran die Szenen mit Leia Organa, gespielt von Carrie Fisher, brennen sich ins Herz. Die Schauspielerin ist während der Dreharbeiten im vergangenen Dezember verstorben, ihr ist der Film gewidmet. Im Abspann wird sie our princess genannt.

Der neue Star Wars hat seinen Fokus verschoben: Es gibt ein bisschen mehr vom Effekt-Feuerwerk und Slapstick, dafür unerwarteterweise ein bisschen weniger Ruhe, die es für die Entwicklung von Charakteren und der Handlung bräuchte.

Trotzdem überwiegt nach dem Abspann die Spannung auf die letzte Episode der Trilogie – vor allem deshalb, weil eine der ganz großen Fragen des siebten Teils noch immer unterbeantwortet bleibt.