Es ist nicht neu, dass man sich bei der AfD nicht einig ist. Gestern wurde das innere Zerwürfnis aber klarer als jemals zuvor: Die Fraktion in Baden-Württemberg spaltete sich, nach einem Tag im Chaos.

Das Hin und Her zwischen Landtagsabgeordneten, Fraktions- und Bundesvorsitzenden wirkt wie ein Theaterstück über ein Ehepaar, das einfach nicht grün miteinander wird.

Die Spaltung begann, als der baden-württembergische Landtagsabgeordnete Wolfgang Gedeon, ein Verfasser antisemitischer Schriften, in Frage gestellt wurde. Der Mann schreibt Dinge wie: "Wie der Islam der äußere Feind, so waren die talmudischen Ghetto-Juden der innere Feind des christlichen Abendlands" oder "dass die Versklavung des Restes der Menschheit im messianischen Reich der Juden" das "Ziel der talmudischen Religion" sei. Vor allem Auszüge aus seinem Werk "Der grüne Kommunismus und die Diktatur der Minderheiten" werden innerhalb der AfD diskutiert.

Gedeon ist jetzt aus der Partei ausgetreten. Dass aber jemand, der so etwas von sich gibt, in einer politisch legitimierten Partei in Deutschland landen konnte, dürfte den meisten Menschen, die schon mal etwas deutsche Geschichte gelesen haben, nach Luft schnappen lassen.

Der AfD ist das aber Wurst, im Gegenteil: Die Bundesvorsitzende Frauke Petry "respektiert" so etwas und zeigte sich solidarisch.

Das stinkt vor allem einem: Dem zweiten Bundesvorsitzenden der AfD und bis gestern Fraktionsvorsitzenden der baden-württembergischen Fraktion, Jörg Meuthen. "Dass ich über das Verhalten von Frau Petry in der Angelegenheit nicht glücklich bin, ist ein offenes Geheimnis", sagte er in Stuttgart. Zuvor war es ihm nicht gelungen, bei einer internen Abstimmung die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit für den Rauswurf des Abgeordneten Gedeon zu organisieren.

Gestern Abend ist Meuthen gemeinsam mit zwölf weiteren Abgeordneten aus der AfD-Fraktion im baden-württembergischen Landtag ausgetreten. Die AfD hat 23 Sitze, von denen nun also einige leer sind. Ziel Meuthens ist wohl der Aufbau einer neuen Fraktion. Dann gäbe es im dort quasi AfD im Doppelpack.

Das könnte auch der Beginn eines viel größeren Grabenkampfes werden. Intern dreht sich bei der AfD seit Monaten alles um die Frage, wer der zwei Bundesvorsitzenden, Meuthen oder Petry, sich am Ende durchsetzen wird, wie der Spiegel schreibt.

Dabei geht es aber nicht darum, wer jetzt antisemitischer Gesinnung oder rechter als der andere ist – rechtspopulistisch sind sie alle, sie unterscheiden sich nur in Wortwahl und Dosierung. Es geht um Persönliches: Wer schadet wem? In AfD-Kreisen heißt es, Meuthen und viele weitere Führungsfiguren sehen Petry als intrigant. Meuthen wäre nichts lieber, als Petry abzusägen.

Die wichtigere Frage ist allerdings, wie lange die Wähler*innen, denen die Intrigen der Führungspersonen bislang herzlich egal waren, diese Spielchen noch mitspielen. Wie lange kann man einer Partei vertrauen, die sich nach nur vier Monaten in einem Landtag selbst demontiert? Das alles trifft die AfD in einer Zeit, in der sie mehr denn je um Wähler*innenstimmen buhlen muss – im kommenden Jahr ist schließlich Bundestagswahl.

Das Netz amüsiert sich derweil weiter über das Treiben bei der Partei und frönt der Ironie: