Disney verkauft eine einfache Vorstellung vom Glück. Als höchstes Ziel gilt es in den Zeichentrickmärchen, die wahre Liebe zu finden – natürlich zwischen Frau und Mann. Wenn an diesen Grundfesten auch nur geringfügig gerüttelt wird, ist das für Ewiggestrige ein Aufregerthema.

Das zeigt die Diskussion über die Realverfilmung von Die Schöne und das Biest, die am 16. März ins Kino kommt. Für die Neuauflage des Zeichentrickklassikers hat sich Regisseur Bill Condon einen winzigen modernen Twist einfallen lassen: Der Nebencharakter LeFou (Josh Gad) ist jetzt schwul.

Im Original beneidet LeFou als tölpelhafter, untersetzter Handlanger den fiesen Gaston um seine Muskeln und Schönheit, nun ist LeFou in Gaston verknallt. In einer Szene giftet er die weiblichen Groupies des Muskelprotzes an. Der Gaston-Song wirkt wie eine Liebesbekundung.

Auf Twitter feiern potenzielle Zuschauer*innen Disney für den ersten offen homosexuellen Charakter. Andere mosern, sie würden den Film wegen des schwulen LeFou boykottieren. US-Missionar Franklin Graham warnte seine Online-Gefolgschaft auf Facebook: "Sie wollen ihre LGBT-Agenda in die Herzen und Köpfe unserer Kinder stoßen – passt auf!" Christliche Kino-Betreiber*innen in Alabama protestierten ebenfalls gegen den Film: "Wenn ich einen Film nicht mit Gott oder Jesus an meiner Seite sehen kann, gibt es keinen Grund, dass wir ihn zeigen." In Russland wird derweil ein Verbot des Films geprüft.

Im Film fallen LeFous verhaltene Schmachtereien allerdings kaum ins Gewicht und sind eher als Gags ausgelegt als tatsächlich ernstzunehmende Avancen gegenüber Gaston. In einem Interview mit dem Attitude-Magazin sagte Regisseur Condon: "LeFou ist jemand, der an einem Tag Gaston sein will – und an einem anderen Tag will er ihn küssen." LeFou ist sich seiner Sexualität also nicht einmal gewiss. "Er ist verwirrt, was er will", sagte Condon weiter. "Er ist jemand, der gerade erst begreift, dass er diese Gefühle hat."

Insgesamt wirkt das Buhei reichlich übertrieben, egal auf welcher Seite man steht. Immerhin sprechen wir mit LeFou immer noch über einen Nebencharakter. Nach wie vor zeigt Die Schöne und das Biest, wie sich Belle (Emma Watson) in einen verzauberten Prinzen (Dan Stevens) verguckt und schließlich pompös vor einem Haufen Untergebener heiratet. Eine homosexuelle Liebesbeziehung ins Zentrum einer Geschichte zu setzen, hat sich Disney in seiner 93-jährigen Geschichte noch nicht getraut.