Der Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) findet sich einfach nicht mehr im Kühlregal zurecht. Neben seiner geliebten Teewurst, stehen vegetarische Leberwurst, vegetarische Currywurst und Veggie-Schnitzel – und das "vegetarisch" ist viel zu klein geschrieben! So beklagte er, er möchte nicht, dass wir bei diesen Pseudofleischgerichten so tun, als ob es Fleisch wäre, schreibt Deutschlandradio Kultur.

Aber rollen wir die Vleisch-Story erst einmal von vorne auf: Nachdem CDU-Landwirtschaftspolitiker Heiner Rickers Ende Feburar 2016 mit einem Antrag zur "Schweinefleisch-Pflicht in Kantinen" Diskussionen hervorrief, scheint das Fleisch-Thema einem wirkungsvollen politischen Instrument geworden zu sein, um Aufmerksamkeit auf die christdemokratischen Parteien zu lenken.

Nach dem Motto "Liebe-Wurstliebhaber-wir-haben-euch-nicht-vergessen-gebt-uns-eure-Stimme!" richten sich die Politiker*innen an die Wählerschaft und versuchen verzweifelt, nicht-vegetarische-Bürger*innen an sich zu binden – von denen es noch weitaus mehr in Deutschland gibt, als von Vegetarier*innen.

Der nächste Streich folgte Anfang Oktober. Da kritisierte CDU-Verbraucherschutzpolitiker Frank Oesterhelweg auf dem Landwirtschaftsausschuss des Landtags in Niedersachsen: Die Veggie-Wurst ist Verbrauchertäuschung!

Ein Salat ohne Geflügel kann nun einmal nicht Geflügelsalat heißen!

Daraufhin forderte er neue Namen für diesen "Etikettenschwindel", berichtete die Neue Osnabrücker Zeitung. Seine Beweggründe? Eine persönlicher Gang in den Supermarkt und die verwirrende komplizierte Entdeckung des vegetarischen Geflügelsalats. Unverzüglich habe er sich daraufhin an den Antrag gesetzt. Ein Salat ohne Geflügel könne nun einmal nicht Geflügelsalat heißen.

Damit gewann allerdings nicht nur Stimmen der Allesesser*innen, sondern scheuchte auch wieder eine Menge (Teilzeit-)Vegetarier*innen auf. Denn die stellten die berechtigte Frage: Ist diese Forderung nun eine Beleidigung für deutsche Konsument*innen, die sehr wohl vegetarische Wurst von "echter Wurst" unterscheiden können?

Trotzdem Respekt: CDU und CSU lässt sich immer wieder interessante, neue Perspektiven und Forderungen zum Thema Fleisch, oder lieber "Vleisch" in den Sinn kommen. Ein Lob auf diese Kreativität! Und wenn das Ziel, wie vermutet sei, Aufmerksamkeit zu gewinnen, dann haben sie es erreicht.

Bundesagrarminister Schmidt legte nun kürzlich noch eine Veggie-Wurst drauf. In einem Interview mit der "Bild" forderte er nicht nur erneut mehr Schweinefleisch für Kantinen in Kindertagesstätten, sondern griff auch die Forderung seines Kollegen Oesterhelweg noch einmal auf. Produktbezeichnungen wie "vegane Wurst" oder "Veggie-Schnitzel" seien seinen Aussagen nach "komplett irreführend."

Wie verquer ist das denn bitte? Müssen dann nicht auch die Teewurst unbenannt werden, damit der*die Konsument*in nicht voller Freude in die Stulle beisst, um dann davon enttäuscht zu werden, dass die Wurst kein Tee-Aroma hat? Und was ist mit dem Mettigel? Da ist garantiert kein Igel enthalten. Solch eine Täuschung.

Doch, wer hätte es gedacht: Mission accomplished – der große Aufschrei folgte kurz nach der Veröffentlichung des Interviews. Auf Twitter reagierten die Nutzer*innen unverzüglich. Doch machten sie sich doch eher über die Forderungen der CSU lustig. Sorry, lieber Herr Agrarminister. Unter dem Hashtag #verbrauchertaeuschung sammelten sich eine Menge Tweets mit Vorschlägen für weitere missverständliche Lebensmittelformulierungen.

Vielleicht, lieber Herr Schmidt, lassen sie sich das nächste Mal doch wieder ein neues Thema einfallen, um die Augen und Ohren auf sie zu richten? Täte ihnen und der CSU ganz gut.