"Hätt' ich dich heut erwartet, hätt' ich Kuchen da", sang Ernie aus der Sesamstraße einst für das Krümelmonster mit großem Bedauern, dass er dem Gast nichts anzubieten hatte. In den sozialen Medien mangelt es an Kuchen gerade überhaupt nicht: Im Gegenteil tauchen die Backwerke in unterschiedlichster Form in Videos auf Twitter und Instagram auf. Das Motto der Memes: Everything is cake. Turnschuhe, Wassergläser, Salatköpfe, Hähnchenfilets und Klopapierrollen – es gibt scheinbar keine Form, die ein Kuchen nicht annehmen kann.

So unterschiedlich die Backkreationen sind, eines haben die Memes gemeinsam: Zu Beginn der Videos ist immer ein Obst, ein Gemüse, ein Glas, ein Schuh oder eine tätowierte Hand zu sehen, Dinge, von denen man nicht annehmen würde, sie seien ein Kuchen. Doch dann kommt ein scharfes Messer ins Bild, sticht zu und offenbart den Kern des Objekts: natürlich Kuchen. Die Backwerke sehen zum Teil so realistisch nach etwas anderem als Kuchen aus, dass man kurz die Luft anhält vor lauter Staunen.

Die Everything-is-cake-Faszination im Netz ist groß. Manch eine*r plant bereits, als nächsten Aprilscherz alle Gegenstände im Haus einer*s Bekannten gegen die Fake-Kuchen auszutauschen. Ein*e User*in stellt gar das Mensch-Sein in Frage: "Are we human or are we fondant?", fragt er*sie in Anlehnung an den Song Human der Band The Killers. Und jemand anders witzelt in einem Tweet: "Stell dir vor, du willst einen Notruf tätigen, aber das Telefon ist aus Kuchen."

Könnten die hyperrealistischen Kuchen und Torten vielleicht sogar den Trend des Brotbackens gegen Langeweile während der Corona-Pandemie ablösen? Wohl eher nicht. Denn während der Eigenbrotbedarf mit einfachen Rezepten zu decken ist, stecken hinter den Everything-is-cake-Werken wahre Backmeister*innen. Eine von ihnen ist Tuba Geçkil, Inhaberin der in Istanbul ansässigen Konditorei Red Rose Cake. Mit ihren Kreationen gewann sie bereits internationale Wettbewerbe. Unter anderem schuf sie ein Torten-Ebenbild von Bundeskanzlerin Merkel.

sz