Die Regenbogenfahne ist überall.

Und das ist auch gut so. Aber bei so vielen bunten Streifen stellt man sich schon die Frage, wo dieses Symbol für Frieden, Freiheit und Toleranz überhaupt herkommt. Wer hat's erfunden? Und sah es schon immer so aus wie jetzt?

Kalibriert eure Fluxskompensatoren, Kinder, oder steigt auf den Rücken eures Schmusekaters - wir reisen in drei Etappen durch die Zeit.

1. Etappe: Willkommen im Deutschland des frühen 16. Jahrhunderts. Kein Scherz: Die Geschichte der Regenbogenflagge beginnt im Harz und mit einem Pfarrer. Thomas Müntzer zog mit einem Regenbogenbanner in die Schlacht. Allerdings nicht, um für die Homo-Ehe zu streiten: Der Harzer Reformer wütete während der Bauernkriege gegen die adelige Obrigkeit. In Erinnerung an den Revoluzzer Müntzer stehen im beschaulichen 1.200-Seelen-Ort Stolberg mehrere Denkmäler. Auf einem ist auch die Flagge zu sehen. In wievielen Farben sie damals erstrahlte, verrät der Stein jedoch nicht.

2. Etappe: Schubregler drücken, es geht 400 Jahre vorwärts. Nach Italien, genauer: Perugia. In den 1960ern entwickelt der Philosoph Aldo Capitini eine Variante der Fahne als Friedenssymbol. Als Bandiera della Pace trat die Fahne bei Märschen etwa gegen den Vietnamkrieg in Erscheinung, wahlweise mit dem Wort Frieden in unterschiedlichen Sprachen versehen.

3. Etappe: 1978 tauchte die Fahne zum ersten Mal im Homo-Kontext auf. Dafür sorgte Gilbert Baker. Nachdem er ehrenvoll aus dem Militärdienst entlassen worden war, brachte sich Baker das Nähen bei und produzierte Fahnen für die LGBT-Szene. Angeblich inspirierte ihn eine Dragqueen zu der Farbzusammenstellung, die sich bei zur Beerdigung der Schauspielerin Judy Garland bunt gekleidet hatte. Baker schenkte jedem Streifen auch eine Bedeutung.

Zum weltweiten Symbol der LGBT-Community wurde die Regenbogenfahne 1979. Im November des Vorjahres war der schwule Stadtrat Harvey Milk ermordet worden; aus Solidarität verteilten die Organisatoren der Gay Freedom Parade 1979 die Flagge an die Besucher. Allerdings nur mit sechs statt der von Baker vorgesehenen acht Streifen. Der Grund: Die Farbe Fuchsia, das grelle Pink, konnte zu dem Zeitpunkt noch nicht in der nötigen Masse produziert werden. Weil die CSD-Organisatoren zudem eine gerade Anzahl von Streifen wollten, fiel auch das Türkis weg.

Und damit willkommen zurück im Hier und Jetzt. Heute kann Fuchsia natürlich locker bei der Fahnenproduktion verwendet werden. Deshalb existieren neben der Version von 1979 noch viele weitere. Auch den schwarzen Streifen sieht man hin und wieder, er soll für die HIV-Erkrankung von Homosexuellen sensibilisieren.