Erinnert ihr euch an Casey Jenkins, die Künstlerin aus Melbourne, die vor einigen Jahren mit ihrer vaginalen Strick-Kunst für eine Menge Aufsehen sorgte? Sie ist wieder da. Diesmal knöpft sie sich verurteilende Hater und Internet-Trolls vor. Und wie könnte es anders sein, kommen dabei wieder ihre Vagina und ihr Menstruationsblut zum Einsatz.

Caseys ursprüngliches Kunstprojekt startete Ende 2013. Für insgesamt 28 Tage strickte sie an einem überdimensionalen Schal. Das Material dafür kam aus ihrer Scheide, in die sie sich täglich ein weißes Wollknäuel einführte. Mit gespreizten Beinen und nichts weiter als einem T-Shirt saß sie einen knappen Monat auf einer Holzbox in einer Kunstgalerie und strickte. Die australische Feminismus-Künstlerin hörte selbst dann nicht auf zu stricken, als ihre Menstruation einsetzte. Ihrer Wolle verpasste sie so ein blutiges Muster. Das Ergebnis war ein rosa-braun-weißer Schal, der ihren Zyklus visualisierte.

Wer sich an dieser Stelle fragt, ob es gesundheitsschädigend ist, sich jeden Tag ein Wollknäuel in die Vagina zu stecken, der kann beruhigt sein: "Es ist auf eine Art und Weise leicht unangenehm, manchmal sogar erregend. Man fühlt sich zwar ein wenig eingeschränkt, aber es tut nicht weh. Frauen drücken da Babys raus, es ist ein ziemlich robuster Bereich", sagt Casey.

Das Projekt mit dem Namen "Casting Off My Womb" sollte mit Vorurteilen rund um die weiblichen Genitalien und den weiblichen Körper aufräumen, genauso wie die ähnlich provokativen Werke ihrer Kunstaktivismus-Gruppe Craft Cartel. "Ich hoffe, dass Menschen all die Ängste und negativen Assoziationen mit der Vulva in Frage stellen", sagte Casey gegenüber der News-Site Gawker.

Die Reaktionen aus ihrer Umwelt waren allerdings nicht nur positiv. Der größte Teil bestand aus Hasskommentaren, Spott und Ekel, auch Todesdrohungen waren dabei. Der andauernde Strom an Negativäußerungen brachte sie dazu, einen persönlichen Kommentar im The Guardian zu veröffentlichen, worin sie ihre Arbeit rechtfertigt und verteidigt.

Zweieinhalb Jahre später ist sie nun mit einem neuen Projekt namens Programmed To Reproduce zurück, das sie im Zuge des Festivals of Live Art im Melbourne vorstellt. Dabei fertigen industrielle Strick-Maschinen Poster mit den Hasskommentaren an, die sie über die Zeit gesammelt hatte. Die Poster bestehen erwartungsgemäß aus Wolle, auf die sie zuvor menstruiert hatte. Zur gleichen Zeit strickt die 36-Jährige vor Ort selbst einen Kokon aus Vaginalwolle, ein Zeichen für ihren Wunsch nach mehr Schutz und Privatsphäre.

Mit ihrer Show geht Casey nach all dem Tumult um Casting Off My Womb zum ersten Mal wieder mit diesem Thema in die Öffentlichkeit. Dem Sydney Morning Herald sagte sie, dass sie die abwertenden Reaktionen doch mehr belastet hätten als sie anfangs dachte. Denn egal, wie sehr sie an ihre eigene Arbeit glaubt, der andauernde Hass, den sie erfährt, könne ganz schön zermürbend sein.

Trotzdem erhielt sie auch Anerkennung, meist in Form persönlicher Briefe und E-Mails. Familie, Freunde und Fans sprachen ihr Unterstützung zu und ermutigten sie zum Weitermachen. "Gender-Missbrauch im Internet ist allgegenwärtig und verstörend, kann aber potenziell transformierend sein", schreibt Casey wieder in einem eigenen Kommentar. "Ich möchte weder von der Realität erdrückt werden noch mich vor ihr verstecken müssen."