Es ist einer der intimsten Momente und eine der schönsten Empfindungen der Welt: der Orgasmus. Wenn wir von Lust überwältigt werden und ein genüsslicher Rausch durch den ganzen Körper fegt, dann ist das Gefühl zwar wunderschön, aber nur wenige wissen, wie sie währenddessen aussehen. Den Kopf nach hinten gelehnt, das Gesicht verzerrt oder vielleicht die Augen verdreht?

Dem Fotografen Albert Pocej aus Litauen kam die Idee, Frauen während eines echten Orgasmus zu fotografieren, im Traum, sagt er. "Ich suchte schon eine Weile nach neuen Ideen für Fotoprojekte. Eines Nachts stellte ich mir in einem Traum die Frage, wie ich den Moment des weiblichen Höhepunkts auf möglichst ästhetische Art und Weise mit der Kamera einfangen könnte." Als er am nächsten Morgen wieder aufwachte, war die Idee immer noch in seinem Kopf.

Darf ich auch nur so tun, als ob?

Pocej erklärte daraufhin allen seinen Facebook-Freundinnen in persönlichen Nachrichten, was er vorhatte. Die zwei Antworten, die er daraufhin vorwiegend erhielt, waren: "Ich traue mich nicht" und gar keine. Doch nach vielen, hartnäckigen Versuchen sagten zu seiner Überraschung doch einige zu: "Ungefähr jede Zwölfte war an dem Projekt interessiert. Eine eigene Auswahl habe ich nicht getroffen", sagt der Fotograf. Davon sprangen später wieder einige ab, als sie erfuhren, dass es bei dem Projekt nicht um Schauspielerei ginge.

Da das Gesicht der Frauen eine authentische Reaktion zeigen sollte, musste auch der Orgasmus echt sein. Ihn vorzuspielen oder nachzuahmen, kam nicht infrage. Daher fuhr Pocej mit den Teilnehmerinnen immer zu einem Ort ihrer Wahl, an dem sie sich möglichst wohl und entspannt fühlten. Dort sollten die Frauen durch Selbstbefriedigung zum Orgasmus kommen, Sex mit Partner*innen war nicht vorgesehen. Viele wählten dafür ihr Zuhause, manche verlassene Stellen in der Natur. Solange der Bildaufbau und das Licht okay waren, hatte Pocej keine Einwände.

War einmal ein Platz gefunden und das Equipment aufgestellt, gab der Fotograf das Go und die Teilnehmerinnen begannen, Hand anzulegen. In Ausnahmen waren einzelne Teilnehmerinnen sogar damit einverstanden, wenn der Fotograf anwesend blieb. In den meisten Fällen gab er ihnen jedoch genug Privatsphäre und stellte seine Kamera so ein, dass sie jede Minute automatisch ein Foto machte. Die Frauen konnten sich so viel Onanie-Zeit nehmen, wie sie wollten. Trotzdem konnten nicht alle den Höhepunkt erreichen, diese Fotos wurden nicht Teil der Serie. Im Moment habe er 27 Fotos. Für eine Ausstellung zum Projekt sucht Procej noch weitere Teilnehmerinnen.

"Ich wollte nicht, dass das Projekt ein Klischee wird", erzählt der Fotograf. "Jeder Mensch ist anders, genauso wie sein Orgasmus." Und den wollte er über die Mimik der Teilnehmerinnen einfangen. Am Ende war jede Teilnehmerin gespannt auf das Resultat. Endlich konnten sie sich auf dem Höhepunkt ihres physischen Empfindens selbst von außen betrachten. Ob sie sich selbst auf dem Foto gefielen oder nicht, hinterher waren alle stolz. Stolz auf ihren Mut, bei so einem intimen Projekt mitgemacht zu haben.

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