Zu fordern, dass Männer und Frauen gleich viel verdienen, ist immer noch erstaunlich revolutionär. Zum einen, weil es immer noch Europäer*innen wie beispielsweise den EU-Parlamentarier Janusz Ryszard Korwin-Mikke gibt, die Frauen für schlichtweg weniger leistungsstark halten. Zum anderen, weil viele den Mythos glauben, dass Frauen selbst schuld seien, wenn sie weniger verdienen. Entweder würden sie nicht das gleiche Gehalt fordern oder seien in Verhandlungen zu zurückhaltend. In jedem Fall sind es nie die Betriebe oder die Regierung, die Maßnahmen ergreifen sollten. Doch damit ist jetzt Schluss.

Island macht es vor

Zur Feier des diesjährigen Frauentages hat die isländische Regierung unfairen Löhnen den Kampf angesagt. Bis 2020 wollen sie Betriebe dazu bringen, ihre Gehälter fair festzulegen. Wie sie das erreichen wollen? Alle Firmen, die mehr als 25 Mitarbeiter*innen beschäftigen, müssen verpflichtend ein Zertifikat der Regierung erwerben, das ihre Lohnpolitik als gerecht einstuft.

Das soll im Übrigen nicht nur die Schere zwischen den Geschlechtern schließen. Auch People of Color, Menschen mit Behinderungen, queere Personen und Migrant*innen würden eingeschlossen. Damit folgt die isländische Regierung der einfachen Prämisse, dass gleiche Arbeit auch gleich entlohnt werden sollte. Der Minister für Gleichstellung und Soziale Angelegenheiten hat eine einfache Erklärung für den Vorstoß:

Gleichberechtigung ist ein Menschenrecht. Wir müssen sicherstellen, dass Frauen und Männer die gleichen Möglichkeiten im Arbeitsleben haben. Es liegt in unserer Verantwortung, jede Maßnahme zu ergreifen, die das ermöglicht."

Sollte sich diese Maßnahme tatsächlich als erfolgreich erweisen, könnte sie für andere europäische Länder zum Vorbild werden.

Ein Sieg der Isländerinnen

Island gilt als das fortschrittlichste Land in Fragen der Gleichberechtigung. Trotzdem trieb es im Oktober 2016 die isländischen Frauen auf die Straße. Sie hatten ihre Arbeitsplätze um Punkt 14:38 Uhr verlassen, um auf die Gender Pay Gap von etwa 16 Prozent aufmerksam zu machen. Würde ihr Lohn nämlich auf ihre Arbeitszeit umgerechnet, hätten Isländerinnen den Rest des Tages kostenlos gearbeitet.

Nun reagiert die isländische Regierung also auf die Forderungen ihrer Bevölkerung nach mehr Gerechtigkeit. Ein wichtiger Schritt. In Deutschland beträgt die Gender Pay Gap übrigens 21 Prozent. Auf das Jahr umgerechnet bedeutet das, dass wir für jeden Arbeitstag bis zum 18. März unbezahlt unsere Arbeitsleistung zur Verfügung gestellt haben. Höchste Zeit also, dass auch die Deutschen für mehr Lohngerechtigkeit auf die Straße gehen. Was sagt denn eigentlich Martin Schulz dazu?