Die Zwiebel. Genießt du sie roh, schmeckst du ihren scharfen Geschmack noch am nächsten Morgen im Mundraum. Brät man sie an oder schiebt sie in den Ofen, wird sie zahm und entwickelt einen süßlichen Geschmack. Beschäftigst du dich zu lange mit ihrer Zubereitung, bringt sie dich zum Heulen – sie ist ein emotionales und geschmackliches Allroundtalent.

Eigentlich gehört sie fast in jedes Gericht: in den Eintopf, glasiert zum (Tofu-)Steak oder in den herzhaften Kuchen. Was wäre denn schon deftige Bolognesesoße ohne Zwiebel? Kaum ertragbar. Die geschmackstreibende Zwiebel ist das Must-have der Vorratskammer.

Scharf, regional und günstig

Und doch werden die Talente und Vielfalt des Gemüses oft unterschätzt und vergessen. Wer kennt schon den Unterschied zwischen einer Gemüse- und einer Küchenzwiebel? Wozu sind rote oder weiße Zwiebeln gut? Keinen Plan? Schäm dich!

Diese Wissenslücken halten sich, obwohl die Zwiebel neben ihrem wandelbaren Geschmack eine Menge anderer tolle Eigenschaften hat: Die Zwiebel ist gesund, teils regional anbaubar und dazu unschlagbar günstig. Da ist es berechtigt zu fragen: Kann die Zwiebel nicht mal die Hauptrolle eines Gerichts spielen anstatt immer als Beilage oder Geschmacksverstärker in den Hintergrund gerückt zu werden?

Das kann sie. Und wie. Folgendes Wissen wird dich dazu befähigen, die Zwiebel zu lieben und ehren und sie ab jetzt immer einzusetzen. Amen.

Die Zwiebel ist gesund

Schon die Ägypter*innen nutzten Zwiebel als kräftigendes Gemüse und auch in der Klostermedizin machte die Zwiebel Karriere im Kampf gegen Pest und Cholera. Heute ist die Zwiebel eines der populärsten Hausmittel gegen Husten oder auch Mittelohrentzündungen. Dank der in der Zwiebelfrucht enthaltenen Schwefelverbindungen wirkt die Zwiebel antibakteriell und kann zum Beispiel in Form von Sirup zum wirksamen Gesundmacher werden. Verkocht ist die heilsame Wirkung jedoch abgeschwächt. Zwiebelkuchen allein wird deinen nächsten Schnupfen also nicht kurieren.

Die Zwiebel ist vielfältig

Es gibt unzählige Zwiebelsorten. Am gängigsten sind wohl Speisezwiebeln, Gemüsezwiebeln, weiße Zwiebeln, Schalotten, rote Zwiebeln, Küchenzwiebeln und Frühlingszwiebeln. Alle haben verschiedene Talente, Geschmacksnoten und Einsatzmöglichkeiten. Hier eine kleine Zwiebelkunde:

Die Küchenzwiebel ist die Mama unter den Zwiebeln. Sie variiert in braun-gräulicher Farbe und Größe, ihr Geschmack ist meist kräftiger als die der anderen Sorten. Die Schärfe der Küchenzwiebel hängt mit dem Inhaltsstoff Allicin zusammen. Das ist das ätherische Öl in der Zwiebel, welches für die tränenden Augen beim Schneiden verantwortlich ist. Angedünstet gibt die Küchenzwiebel Soßen eine kräftig-scharfe Note.

Die runde, meist braun-gelbliche Gemüsezwiebel mit ihren weißen Schichten ist im Geschmack würzig-mild und eignet sich wegen ihrer Größe gut zum Befüllen, zum Beispiel mit einer Gemüse-Tomatensoße.

Die weiße Zwiebel schmeckt süßlicher und eignet sich deshalb auch zum Herstellen von Marinaden. Außerdem ist sie lange haltbar, weil sie sich gut lagern lässt.

Die rote Zwiebeln hingegen punktet mit ihrer Ästhetik und wird oft zur Garnitur verwendet. Ihr Inneres ist nicht wie bei den meisten Zwiebeln weiß, sondern hat eine violett-rote Farbe. Am besten wird die rote Zwiebel roh gegessen, denn sobald sie verkocht ist, verliert sie ihre Farbe.

Die ovalen Schalotten mit rot-bräunlicher Schale schmecken am besten, wenn du sie glasierst und zum Salat oder einer anderen Speise isst. Sie wird besonders in der gehobenen Küche geschätzt.

Auch die grüne Frühlingszwiebel, die eher dem Lauch ähnlich sieht, gehört zu der Familie der Zwiebeln. Auch sie kann angebraten werden, es empfiehlt sich aber, sie roh in den Salat zu schnippeln. So bekommt der Salat eine angenehme Schärfe.

Die Zwiebel in der Hauptrolle

Die Zwiebel als Hauptgericht? Ja, das geht und kann darüber hinaus genial schmecken. Besonders gut macht sich die Zwiebel – hier empfiehlt sich die Gemüse- oder Küchenzwiebel – im Ofen. Du kannst sie vorher in Öl und Kräutern marinieren und als Ganzes schmoren oder sie beliebig füllen. Zu einem vollwertigen Essen fehlt dann nicht mehr viel außer eine Sättigungsbeilage wie zum Beispiel Kartoffeln oder Reis. Hier kommen ein paar Zwiebelrezepte:

Gefüllte Zwiebel mit Rosinen-Coucous

  • 2 große Gemüsezwiebeln
  • 1 Möhre
  • 60 g Couscous
  • Handvoll Rosinen
  • Kreuzkümmel, Zimt, Meersalz und Pfeffer
  • Olivenöl

für zwei Personen

 Zunächst den Backofen auf 200 Grad vorheizen und den Couscous nach Packungsanweisung zubereiten. Die Zwiebelenden sparsam abschneiden, die äußerste Zwiebelschicht entfernen und die Zwiebeln in einen Topf geben, sodass sie zur Hälfte im Wasser sitzen. Bei leicht geöffnetem Deckel für circa zehn Minuten köcheln lassen.

Dann die Zwiebel vorsichtig rausnehmen, halbieren und aushölen, sodass sie mindestens drei bis vier Außenschichten übrig sind. Das Innere der Zwiebel schnippeln und mit dem Couscous, Öl und der geriebenen Möhre anbraten. Rosinen hinzufügen und mit Kreuzkümmel, Zimt und nach Belieben würzen. Die Füllung kommt dann in die Zwiebeln und wird dann noch mit etwas Öl beträufelt und kommt schließlich in einer Form für etwa 15 Minuten in den Backofen.

Zwiebelsuppe

  • 8 Zwiebeln
  • 2 EL Margarine
  • 2 EL Mehl
  • 300ml Weißwein oder Brühe
  • 1 Liter Gemüsebrühe
  • 1-2 TL Salz, Pfeffer, Thymian

für zwei Personen 

Die Zwiebeln in Ringen mit der Margarine in einem großen Topf glasig braten. Dabei immer schön rühren, damit sie nicht anbrennen. Das Mehl darüber stäuben, einrühren und dann die Flüssigkeit und Thymian hinzugeben. Nach Belieben noch etwas Brühe nachgießen. Für etwa 20 Minuten köcheln lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Zwiebel-Apfel-Crumble

  • 6 große säuerliche Äpfel
  • 1 große Zwiebel
  • etwas Zitronensaft
  • 1 TL Ingwer, gemahlen
  • 1 TL Zimtpulver
  • 120 g Butter
  • 120 g Zucker
  • 120 g Mehl
  • 100 ml Rum

für eine Backform

Für die Streusel 60 g Butter, 60 g Zucker und 120 g Mehl in eine Schüssel geben und zu Streuselteig kneten und kalt stellen.

Äpfel in etwa ein Zentimeter dicke Scheiben schneiden und mit etwas Zitronensaft vermengen. Die Zwiebel in sehr feine Würfel schneiden, dazugeben und mit Ingwer und Zimt vermischen.

Die Apfel-Zwiebel-Mischung mit Margarine anbraten und den Zucker hinzugeben. Nun mit Rum ablöschen und unter stetigem Rühren kochen lassen, bis die Flüssigkeit etwas angedickt ist. Anschließend in eine Backform geben und mit Streuseln bestreuen. Im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad 25 Minuten backen.