Im Vergleich zu Loraine Maurer fühle ich mich wie ein trockener Waschlappen.

Sie, 94, hat den perfekten Job für sich gefunden, steht morgens um 3 Uhr auf, um ihre 5-Uhr-Schicht beginnen zu können, ist dabei die Lockerheit in Person und beeinflusst bei der Arbeit ganz locker eine ganze Gemeinde zum Positiven.

Ich, 27, schäle mich morgens um 8 Uhr qualvoll aus dem Bett, um halbwegs pünktlich ins Büro zu kommen und wäre schon froh, wenn ich mich öfter mal locker machen könnte.

"Sie ist eine Inspiration"

Seit 44 Jahren arbeitet Maurer in Evansville im US-Bundesstaat Louisiana im örtlichen McDonald's. Sie fing 1973 damit an, als ihr Ehemann aufgrund einer Behinderung in den Ruhestand ging. "Ich habe nicht angefangen, um zu bleiben", sagte sie dem Fernsehsender ABC News. "Ich sagte meinem Mann, wir sind zu jung, um zu Hause zu bleiben, also suchte ich mir einen Job." Sie scheint dadurch ihre Berufung gefunden zu haben. In der vergangenen Woche schmissen Mitarbeiter*innen und Freund*innen eine Jubiläumsparty für Miss Loraine, wie sie dort genannt wird.

"Sie ist ein Vorbild", sagt eine Kundin. Eine andere sagt, sie sei eine Inspiration. Die Inhaberin des Schnellrestaurants, Whitney Klinock, wünscht sich mehr Menschen wie sie. Die Menschen in der Gemeinde finden viele Komplimente für ihre Miss Loraine. Sie sehen in ihr einen Sonnenschein, weil sie alle zum Lächeln bringen würde. Miss Loraine lasse auch schon mal alles stehen und liegen, um Bekannte zu umarmen. Ihr Gedächtnis sei unglaublich: Sie erinnere sich an Geschichten, die 40 Jahre zurückliegen und kenne jedes Gesicht der Gemeinde. "Selbst wenn Menschen nur einmal in unseren Laden kommen, sie werden danach sicher durch ihre Ausstrahlung beeinflusst worden sein", sagt Klinock.

Ich arbeite hier, weil ich die Menschen liebe." – Miss Loraine

Jetzt mal im Ernst: Diese ältere Dame lässt uns ziemlich alt aussehen. Sie hat es geschafft, am Job nicht nur das vermeintlich Lästige zu sehen, sondern sich mit ihm genau das zu holen, was sie braucht: viele nette Menschen um sich herum.

Miss Loraine gehört laut dem Pew Research Center übrigens zu der zahlenmäßig größten Generation: die Menschen, die vor 1928 geboren wurden. Kaum eine*r von ihnen arbeitete 2015 überhaupt noch. Darin steckt doch eine schöne Botschaft für unsere Zukunft: Als sie damals mit dem Job anfing, war sie schon über 50. Das zeigt, dass das Leben ganz schön lang ist. Und dass man immer wieder eine neue Berufung im Leben finden kann.