Laut einer Studie der UNESCO sind weltweit etwa die Hälfte aller Bachelor- und Masterabsolvent*innen weiblich. Die Zahl derer, die im Wissenschaftsbetrieb bleiben, schwindet allerdings: 43 Prozent aller Promovierenden und lediglich 28 Prozent aller Forschenden weltweit sind Frauen. Auch in Deutschland herrscht immer noch ein Ungleichgewicht der Geschlechter im Wissenschaftsbetrieb. Der Anteil von Frauen in den Wissenschaften wächst nur langsam. 2002 waren lediglich zwölf Prozent aller Professurstellen mit Frauen besetzt, zehn Jahre später waren es immerhin 20 Prozent.

Hat der Wissenschaftsbetrieb ein Problem mit Sexismus? Ja, sagt Jess Melbourne-Thomas, einer Forscherin am Antarctic Climate and Ecosystems Cooperative Research Centre. Dem US-amerikanischen Magazin Quartz sagte sie: "Manche Frauen haben das Pech, direkte Diskriminierungen zu erleben. Andere werden beeinflusst von den permanenten unterschwelligen Vorurteilen."

Zusammen mit Fabian Dattner, einem australischen Unternehmer, startete sie das Projekt Homeward Bound. Die Initiative möchte "den Einfluss von Frauen mit wissenschaftlichem Hintergrund stärken, um auf die Politik einzuwirken, die unseren Planeten verändert". Dabei geht es in erster Linie um klimapolitische Fragen, also wie der Klimawandel und das Eisschmelzen in der Antarktis zu stoppen wären.

Dieses Jahr organisierten sie die bislang größte Antarktisexpedition, an der NUR Frauen teilnehmen. Am 2. Dezember startete die Exkursion mit 76 Frauen an Bord. Und es sind nicht nur Antarktis-Forscherinnen, die an dem Projekt teilnehmen, sondern auch Ingenieurinnen, Sozialwissenschaftlerinnen, Medizinerinnen und Physikerinnen.

"Wir wollen Frauen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Bereichen zusammenzubringen und Lösungen und Maßnahmen für den Klimawandel erarbeiten", sagte Melbourne-Thomas zu Quartz. Ein Netzwerk von Forscherinnen soll entstehen. Auch über den Trip hinaus sollen sich die Frauen unterstützen und zusammenarbeiten. Aus diesem Grund soll eine solche Exkursion künftig im Idealfall jedes Jahr stattfinden.

Im Endeffekt gehe es darum, die Geschlechtergleichheit in den Bereichen Naturwissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik voranzutreiben, so Melbourne-Thomas. "Wenn wir an die Zukunft denken und uns überlegen, wann wir ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis auch in Führungspositionen erreichen werden, dann haben wir unter Umständen noch 100 bis mehrere hundert Jahre vor uns."