Dürfen Mütter ihr Baby in der Öffentlichkeit stillen oder geht das zu weit? Wie sieht's mit Politikerinnen im Parlament aus – dürfen die das? Man kann natürlich auch andersherum fragen: Wie weit hinterm Mond muss man wohnen, um das im 21. Jahrhundert überhaupt noch infrage zu stellen?

Das australische Parlament hat im vergangenen Februar eine Regelung gekippt, nach der Mütter zum Stillen den Sitzungssaal in Canberra verlassen müssen. Kinder waren bis dahin nur auf der Besuchertribüne oder in den Büros erlaubt. Die Mütter mussten sich also erst mal vor der Öffentlichkeit verstecken, bevor sie ihr Baby stillen durften.

Die Senatorin Larissa Waters ist die erste Frau, die sich traute, ihr neues Recht in Anspruch zu nehmen. Und sie ist stolz darauf.

Ihre Tochter sei das erste Baby, das in einem australischen Sitzungssaal gestillt wurde. "Wir brauchen mehr Frauen und Eltern im Parlament", schrieb sie am Dienstag auf Twitter und Facebook. Sie setzt sich für Mütter ein, die ihre Babys mit zur Arbeit bringen wollen oder müssen. Die neue Regelung hat sie maßgeblich mit vorangetrieben. "Wir brauchen mehr familienfreundliche und flexible Arbeitsplätze und kostengünstige Kinderbetreuung für alle."

All das ist heutzutage noch immer keine Selbstverständlichkeit, vor allem in der Politik nicht: In Spanien etwa löste eine stillende Abgeordnete im Januar einen kleinen Eklat aus. Und in England wollte im vergangenen Jahr eine kleine Gruppe aus Abgeordneten stillende Mütter aus dem Unterhaus verbannen. In Deutschland sind Kinder laut der Hausordnung des Bundestags im Plenarsaal nicht vorgesehen. Frischgewordene Mütter gucken in die Röhre – denn wenn sie ihr Baby nicht gerade irgendwo unterbringen können, können sie auch nicht zur Arbeit erscheinen.

Australien ist uns damit also einen großen Schritt voraus. Und Larissa Waters sendet eine wichtige Botschaft an unsere Gesellschaft: Babys Stillen in der Öffentlichkeit – und zur Not auch bei der Arbeit als Politikerin – ist das Normalste auf der Welt. Katy Gallagher, eine Parlamentskollegin von Waters, brachte das Sky News gegenüber auf den Punkt: "Frauen werden weiterhin Babys bekommen. Und wenn sie ihren Job machen, bei der Arbeit sein und nach ihrem Baby sehen wollen ist die Realität, dass wir damit umzugehen lernen müssen."