Der urwaldeske Balkon ist das Statussymbol all derer, die sich sonst kein Statussymbol leisten können. Hier zeigt sich der herausragende Charakter des*der Balkoninhaber*in: Fleiß, Hingabe, Talent, Kreativität, Naturverbundenheit und irgendwas mit Nachhaltigkeit. Umso schlimmer für all diejenigen, deren Balkonbepflanzung nach wenigen Wochen so aussieht, als habe man die Gießkanne mit einem Bunsenbrenner verwechselt. Solltest du zu dieser Gruppe gehören, dann keine Sorge: Dieser Text ist eine Art Selbsthilfegruppe für alle vermeintlichen Grüne-Daumen-Versager*innen.

Gemeinsam finden wir für jede*n eine Balkonpflanze, die überlebt!

Zu Beginn musst du dir folgende Frage beantworten: Ist dein Balkon eher ein schattiger oder ein sonniger Typ? Für beide gibt es (quasi) untötbares Gewächs. Aber du solltest Pflanzen, die sich lieber in schattigen Gefilden aufhalten, nicht auf einem Südbalkon anpflanzen und Pflanzen, die am liebsten den ganzen Tag in der prallen Sonne rumhängen, nicht auf einem schattigen Nordbalkon.

Die schlechte Nachricht: Es gibt keine Balkonpflanze, die du nicht regelmäßig gießen musst. Also zumindest keine, die nicht aus Plastik besteht. Aber es gibt Pflanzen, die es dir eher mal verzeihen, wenn du das Gießen vergisst, als andere. Folgende Pflanzen erfordern keine mehrstündige Aufmerksamkeit pro Tag und sind ideal für Menschen, die häufig nicht zu Hause sind oder das Gießen gerne mal verbummeln:

Pflanzen für sonnige Balkone, die wenig Wasser brauchen:

Hohe Fetthenne: Die Fetthenne will eigentlich nur eines: Sonne, und davon so viel wie möglich. Und solange sie davon genug bekommt, ist sie sonst recht anspruchslos. Die Fetthenne kann Wasser speichern und ist so in der Lage, Trockenphasen zu überstehen. Bedeutet: Selbst, wenn du sie ein paar Tage lang bei bretternder Hitze nicht gießt, nimmt sie dir das nicht übel. Die Pflanze geht dir eher ein, wenn sie zu viel Wasser bekommt. Achte immer darauf, dass die Erde trocken ist, bevor du gießt. Wenn die Blätter schlaff herunterhängen, ist dies ein Zeichen dafür, dass du zu viel wässerst.

Die Fetthenne kannst du sowohl im Balkonkasten als auch im Topf anpflanzen. Düngen musst du die Pflanze nicht regelmäßig. Ihre Blüten gibt es in Rosa-, Rot-, Weiß- und Gelbtönen und sie blühen von Juni bis Oktober. Und noch ein Vorteil: Die meisten Sorten der Fetten Henne gelten bis etwa minus 20 Grad als winterhart. Die oberirdischen Teile der Pflanzen vertrocknen im Winter und können im Frühjahr abgeschnitten werden. Die Wurzeln überwintern im Boden.

Lavendel: Nicht alle Lavendelsorten sind für den Balkonanbau geeignet. Zwerglavendelsorten, wie beispielsweise Peter Pan oder Blue Scent, sind ideal, da sie nicht so groß werden. Lavendel möchte am liebsten ganztägig in der Sonne stehen. Du kannst die Pflanze sowohl in einem Balkonkasten als auch in einem Topf anbauen, ideal wäre allerdings, wenn der Topf unten ein Loch hätte, damit das Wasser ablaufen kann – bei Staunässe stirbt dir die Pflanze.

Lavendel möchte nur alle paar Tage gegossen werden. Steck deinen Finger ein paar Zentimeter in die Erde: Wenn sie sich auch dort trocken anfühlt, ist der optimale Zeitpunkt, um zu gießen. Gieß am besten morgens vor der großen Hitze und achte darauf, dass du die Pflanze nicht badest, sondern die Erde nur mäßig nass machst. Ein großer Vorteil von Lavendel auf dem Balkon: Mücken mögen seinen Geruch nicht.

Rosmarin, Salbei und Thymian: Diese drei Kräuter passen ideal zusammen, gerne auch in einem Kasten oder Topf, da sie ähnliche Ansprüche an Standort und Pflege haben. Die mediterranen Pflanzen mögen sehr viel Sonne und wenig Wasser und Dünger. Auch hier gilt der Fingertrick: Wenn die Erde auch wenige Zentimeter tief trocken ist, ist der optimale Gießzeitpunkt. Allerspätestens, wenn die Nadeln von Rosmarin oder Thymian abfallen, musst du gießen. Die Pflanzen mögen ebenfalls keine Badewannenbewässerung, die Erde soll lediglich feucht werden. Idealerweise kann das überschüssige Gießwasser aus dem Gefäß, in dem du die Kräuter anpflanzt, ablaufen, sodass sich die Nässe nicht an den Wurzeln staut. Das kann jedoch auch durch vorsichtiges Gießen vermieden werden.

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Die oben genannten Pflanzen musst du sowohl selten als auch mit wenig Wasser gießen. Viele, die das Gießen gerne mal verbummeln, neigen dazu, die Pflanzen dann mit Wasser zu ertränken. Dies bitte nicht machen. Wenn dir die Unregelmäßigkeit zu schaffen macht, und du lieber mit festen Gießterminen arbeitest, dann sind die folgenden Balkongewächse optimal für dich: Sie brauchen jeden Tag Wasser. Jeden!

Pflanzen für sonnige Balkone, die viel Wasser brauchen:

Geranien: Die blütenprächtigen Geranien findet man sehr häufig in Balkonkästen. Die Pflanze mag viel Sonne und viel Wasser. Sie eignet sich insbesondere für regelmäßige Frühaufsteher*innen: Die Geranie sollte mindestens einmal am Tag gegossen werden, idealerweise morgens vor der großen Hitze. Wenn es sehr heiß ist, braucht sie abends nochmal Wasser – prüf das am besten, indem du deinen Finger in die Erde steckst. Achte darauf, dass du nur die Erde und nicht die ganze Pflanze nass machst.

Geranien mögen außerdem am liebsten angewärmtes und abgestandenes Wasser: Füll am besten nach jedem Gießvorgang deine Gießkanne wieder für den nächsten auf. Geranien solltest du zwar häufig gießen, aber nicht zu viel, damit sich keine Staunässe entwickelt. Außerdem solltest du das Gewächs einmal die Woche mit Flüssigdünger gießen – wie du den richtig anwendest, erfährst du in der Packungsbeilage.

Oleander: Der blühfreudige Strauch zählt zu den beliebtesten mediterranen Kübelpflanzen. Oleander mag Sonne und Wasser. Von beidem viel. Im Gegensatz zu den anderen genannten Sonnengewächsen hat die Pflanze kein Problem damit, in Wasser zu stehen: Der Oleander kann dieses über den Tag hinweg aufnehmen und benötigt dann oftmals nur einmal pro Tag Wasser. Du solltest darauf achten, nicht die Pflanze selbst, sondern nur die Erde zu bewässern, da sie sonst anfällig für Krankheiten wird. Außerdem kannst du den Oleander ein- bis zweimal wöchentlich düngen. Oleander bitte nicht essen: Er gehört zu den Hundsgiftgewächsen und ist stark giftig.

Pflanzen für schattige Balkone:

Astilbe: Die Blütenstände der Astilbe erinnern an Federn und blühen in leuchtendem Rot, Rosa oder Violett. Die Pflanze mag es am liebsten feucht und schattig. Der Boden sollte idealerweise nie ganz austrocknen und immer leicht feucht sein, die Nässe sollte sich jedoch nicht an den Wurzeln anstauen. Aus diesem Grund lässt sich nicht sagen, wie oft die Pflanze in der Woche gegossen werden muss – am besten jeden Tag mit dem Finger überprüfen, dass die Erde noch leicht feucht ist. Es reicht, das Gewächs etwa zweimal im Jahr zu düngen. Astilben mögen kein kalkhaltiges Wasser: Füll also am besten nach jedem Gießen deine Kanne wieder auf und lass das Wasser abstehen.

Begonie: Begonien sind in vielen Sorten und Farben erhältlich. Die Pflanze mag es lieber schattig, morgens oder abends Sonne ist okay, in der prallen Mittagssonne verbrennen allerdings Blüten und Blätter. Du solltest Begonien zwei- bis dreimal wöchentlich gießen und dabei Staunässe vermeiden (eine Drainage ist sehr sinnvoll). Im Sommer solltest du die Pflanze einmal im Monat düngen. Ähnliches gilt übrigens für andere Gewächse, die Schatten bevorzugen, wie das Fleißige Lieschen, die Fuchsie, Glockenblume oder Hortensien.

Buchsbaum: Das immergrüne Kübelgewächs ist sehr anspruchslos. Im Sommer solltest du die Pflanze einmal täglich gießen, dabei Staunässe vermeiden. Der Buchsbaum wächst kräftiger, wenn du ihn alle paar Monate zuschneidest: Dabei kappst du vor allem die langen Triebe, die vereinzelt nach oben schießen. Den Buchsbaum kannst du übrigens je nach Laune in eine Form deiner Wahl schneiden.

Minze und Petersilie: Auch Minze und Petersilie mögen es lieber ein wenig schattiger. Beide Pflanzen eignen sich sowohl für Balkonkästen als auch Töpfe. Wenn sich die ersten zwei bis drei Zentimeter der Erde trocken anfühlen, ist der optimale Zeitpunkt, um zu gießen. Dies am besten morgens oder abends tun und das Wasser dabei knapp über der Erde ansetzen, so dass die Pflanzen nicht nass werden.

Wenn du dich an die zwei Regeln hältst – artgerechter Balkon und artgerechtes Gießen – sollten dir die obigen Pflanzen auf jeden Fall nicht eingehen, da sie ansonsten sehr pflegeleicht sind. Und nun: Viel Erfolg!