Mit wahnsinniger Geschwindigkeit dreht Lizzy schnittige Fouettés – eins nach dem anderen. Neben ihren sehr schlanken Tanzkolleg*innen fällt Lizzy mit ihrer fülligen Silhouette aus der Reihe. Schaden tun die Kurven ihren tänzerischen Qualitäten nicht. Im Gegenteil: Ihre Auftritte zeugen von Eleganz und technischer Sauberkeit. Mit jeder Umdrehung beweist sie, dass Tänzer*innen nicht in ein XS-Kostüm passen müssen, um bewundernswerte Tänzer*innen zu sein.

Seit mehr als zehn Jahren nimmt die Schülerin aus Milford im US-Bundesstaat Delaware Tanzunterricht, heute trainiert Lizzy viermal die Woche und verdient Geld damit. Um ihre Freund*innen und Verwandten auf dem Laufenden zu halten, richtete sie damals einen Instagram-Account ein und postete regelmäßig Tanzvideos.

Dass sie damit bald mehr als 107.000 Abonnent*innen erreichen wird, hatte sie damals wohl nicht gedacht. Ein Video, das sie im November 2016 hochgeladen hatte, verschaffte ihr den Durchbruch. Daraufhin berichteten mehrere Onlinemedien – unter anderem TeenVogue, BuzzFeed und Cosmopolitan – über Lizzy.

Der britischen TeenVogue sagte Lizzy im Interview, dass es sich gut anfühle, die Vielfalt im Tanz zu repräsentieren. Trotzdem solle Vielfalt gar nicht so eine große Rolle spielen dürfen, findet Lizzy. "Denn jeder, der will, kann tanzen", sagt sie, ganz unabhängig von jeglichen Eigenschaften. Es bräuchte gar keine Ikone der Vielfalt, wenn einfach alle Menschen als gleich angesehen würden.

Doch bis dahin ist es wahrscheinlich noch ein langer Weg. Vor allem in einer harten Branche wie der der Tänzer*innen.

Kategorien lehnt Lizzy ab. So möchte sie auch eigentlich nicht als plus size bezeichnet werden, so wie es viele ihrer Fans tun, sagte sie BuzzFeed. Diese Bezeichnung fühle sich so an, als würde sie nicht in die homogene Tanzgemeinschaft passen.

Neben ihren tänzerischen Aktivitäten engagiert sich Lizzy auch für und mit Menschen mit Behinderung. Sie persönlich hat Pseudotumor cerebri, eine seltene Krankheit, die durch erhöhten Hirndruck zu Symptomen wie chronischen Kopf- und Sehschmerzen führt. Das Tanzen half ihr, mit der Krankheit im Alltag zurecht zu kommen. Lizzy ist Botschafterin für die Kampagne Dance For You, die für mehr Bewusstsein und Sensibilität im Umgang mit Menschen mit Behinderung wirbt.

Es gab schon einige Menschen, die ihr rieten, einen Weg abseits des Tanzens einzuschlagen. "Deshalb habe ich auch mehrmals darüber nachgedacht, aufzuhören. Aber warum sollte ich auf diese Leute hören? Warum sollte ich damit aufhören, das zu tun, was ich liebe?", sagt Lizzy.

Mit diesem Kampfgeist wird sie wohl noch lange Vorbild für Tausende Menschen sein.