Vor fast vier Jahren ertrank der zweijährige Alan Kurdi im Mittelmeer. Das Foto seines am türkischen Strand angeschwemmten Körpers ging um die Welt. Auch der in Istanbul lebende Uğur Gallenkuş sah das Bild. Der Kontrast des Leids, das viele Menschen in kriegsgeplagten Ländern ertragen müssen, zu dem Wohlstand, den Uğur Gallenkuş nur wenige Kilometer entfernt genießt, hat den digitalen Künstler zu dem Projekt Parallel Universe inspiriert.

Für jedes seiner Instagrambilder verwendet Gallenkuş zwei Fotos: Eines zeigt die Grauen von Krieg, Flucht, Vertreibung – das andere den Wohlstand der westlichen Welt. Diese beiden Bilder fügt er zu einer Montage zusammen.

So kombiniert er beispielsweise das Foto von Urlauber*innen auf einem Bananenboot mit dem von Geflüchteten auf einem Gummiboot – alle in orangefarbenen Rettungswesten. Oder das Foto von Salem Saoody, der seine Tochter und Nichte badet, im Hintergrund sieht man die Schäden, die ein israelischer Luftangriff bewirkt hat, das Gallenkuş mit dem Foto einer intakten Badewanne in luxuriöser Spa-Umgebung verbindet.

Seine Collagen unterstrichen damit den Kontrast zwischen der Welt, die so tue, als sei alles normal, und der harschen Realität, die viele gerne unter den Teppich kehren würden, schreibt der Künstler auf seiner Crowdfunding-Seite. Dort sammelt er Geld, um die Bildlizenzen der Fotoagenturen bezahlen zu können. Die Bilder hätten eine Verbindung zu allen Weltbürger*innen und würden gleichzeitig die Teilung zwischen dem Komfort und dem Privileg der konsumorientierten Wohlstandsgesellschaften und den Konsequenzen, die diese Ungleichheit für das Leben von Millionen hat, beleuchten.

Vor 2015 hatte Gallenkuş nichts mit digitaler Kunst zu tun – er ist Absolvent einer Wirtschaftsschule und arbeitet als Angestellter. Die Kunst der digitalen Bildmontage hat er sich selbst in seiner Freizeit beigebracht. Heute folgen seinem Instagram-Account mehr als 700.000 Menschen.