Viel ist nicht bekannt über den japanischen Künstler Avogado6 (jap.: アボガド6). Sein Alter und seinen echten Namen hält er geheim, genauso wie seinen genauen Wohnort. "Ich bin eine gewöhnliche Person, die Chemie mag", steht in seiner Twitter-Bio. Seit etwa sieben Jahren ist er als Comiczeichner und Videoproduzent tätig, mehr verrät er nicht.

In seiner Kunst ist Avogado6 ausdrucksstärker. Da gibt es ein Bild von einer Person, deren Kopf in einem Schraubstock klemmt, den eine große rote Hand langsam zugedreht. Auf dem Schraubstock steht "Sorge". Oder das Bild einer nackten Frau, die wohl bewusstlos auf dem Boden liegt. Auf den beiden Batterien, die aus ihrem eigenen Rücken gefallen sind, steht "Motivation".

Seine Comics regen zum Nachdenken an. Über gesellschaftliche Zwänge und Erwartungshaltungen, denen wir uns fügen müssen, wenn wir nicht aus der Reihe tanzen wollen. Oder doch nicht? Avogado6 selbst strebt keine Auseinandersetzung mit festgefahrenen Gesellschaftsnormen an. "Ich zeichne einfach, weil ich zeichnen möchte", sagt er zu ze.tt. "Ich denke nicht über eine tiefere Bedeutung meiner Comics nach oder darüber, wie man sie interpretieren könnte."

Unfreiwillig provokant

Seinen mehr als 766.000 Twitter-Fans reicht das. Seine Comics stellen menschliche Emotionen in teils konkreter und teils abstrakter Form dar, die wohl jede*r schon mal gefühlt hat. Liebe, Hoffnung, Hoffnungslosigkeit, Angst, Einsamkeit: Die Ideen, wie er diese und ähnliche Gefühle in ein Bild verwandelt, würden dem Künstler einfach in den Kopf springen. "Das passiert unfreiwillig", sagt er.

Auch wenn Avogado6's Kunst manchmal mehr Fragen aufwirft als beantwortet; sie provoziert. Wahrscheinlich gerade weil sie allen offen zur Interpretation steht. Seine Bilder sind auf jeden Fall emotional, gesellschaftskritisch und voller versteckter Bedeutungen – so interpretiere ich das zumindest.