Das Nördliche Breitmaulnashorn ist vom Aussterben bedroht. Der Fotograf Justin Mott hat in Kenia das Leben der letzten beiden lebenden Weibchen dieser Art festgehalten.

Najin und Fatu haben nur noch einander. Sie sind die letzten Nördlichen Breitmaulnashörner, die noch am Leben sind. Sudan, das letzte Männchen ihrer Art, starb vergangenes Jahr im März. Mit 45 Jahren musste er wegen Altersschwäche eingeschläfert werden. Seine Tochter und Enkelin leben nun nur noch zu zweit im Ol Pejeta Reservat in Kenia.

Um die Nashornweibchen vor Wilder*innen zu schützen, stellt das Ol Pejeta Reservat ihnen Tierpfleger*innen und Schutzbeauftragte zur Seite. Die beiden Tiere werden rund um die Uhr bewacht. Der US-amerikanische Fotojournalist Justin Mott verbrachte eine Woche im Reservat, um die Beziehung zwischen den Wächter*innen der Nashörner und den Tieren zu dokumentieren. Die Bilder sind Teil seines Projekts Kindred Guardians, das Menschen porträtiert, die ihr Leben dem Schutz der Natur verschrieben haben.

Alltag mit Nashörnern

"Ich war so beeindruckt von ihrer Liebe zu den Nashörnern und wie sie einfach hingehen und sie hinter den Ohren kraulen konnten", fasst Mott die Beziehung zwischen Pfleger*innen und Tieren im Gespräch mitMyModernMet zusammen. Für seine Bilder wollte er an die Tiere und ihre Schutzbeauftragten möglichst nah herankommen und fotografierte darum ohne Zoom. "Ich war besorgt, ob mich die Nashörner so nah an sich heranlassen würden, aber sie waren so entspannt im Umgang mit den Pfleger*innen und sie ließen mich jeden Tag näher kommen."

Während seiner Zeit in Kenia begleitete er nicht nur die Tierpfleger*innen, sondern auch die NPR, die Reservatspolizei, bei einer ihrer Patrouillen. Besonders beeindruckt zeigte sich Mott von den Gefahren, die die Menschen dort auf sich nahmen, um das Leben der Tiere zu schützen. Gefährlich seien nicht nur mögliche Begegnungen mit bewaffneten Wilder*innen, sondern auch der unmittelbare Kontakt mit den anderen Tieren des Reservats, darunter Löwen, Elefanten und wilde Nashörner.

Die Letzten ihrer Art

Mit den Bildern von Najin und Fatu möchte er auf die Notlage der bedrohten Spezies aufmerksam machen, die durch Wilderei fast ausgerottet wurde. Das Horn der Tiere ist in vielen Ländern immer noch ein begehrter Rohstoff.

Auch die Forschung sucht nach Wegen, um die Ausrottung der Nördlichen Breitmaulnashörner zu verhindern. Im vergangenen Jahr entnahmen Veterinärmediziner*innen Najin und Fatu Eizellen, die mit konserviertem Sperma von Sudan künstlich befruchtet werden sollen. Da beide Nashornweibchen unfruchtbar sind, wird für den Erhalt der Spezies eine Leihmutter benötigt – das artverwandte Südliche Breitmaulnashorn könnte sich dafür eignen. Mit etwas Glück sind Fatu und Najin vielleicht doch nicht die letzten Nördlichen Breitmaulnashörner, die in ihrem natürlichen Lebensraum fotografiert werden konnten.