Über die tödliche Einöde der Skelettküste Namibias zu den Wassermassen des Yukon River in Alaska. Über die windgepeitschten Eis-Inseln der Subantarktis zum zerbrochenen Pfannkucheneis der Arktis. Über das atemberaubende Wechselspiel von Wasser und Wüste in der australischen Region Kimberley zu den abgelegenen, vereisten Spitzen Tibets und Patagoniens. Die Fotograf*innen Peter und Beverly Pickford arbeiten in extremen Landschaften.

Sie dokumentieren abgelegene Orte, die weitgehend von Menschenhand unberührt geblieben sind, und stoßen dennoch auf unzählige Lebensformen. Pinguine, Eisbären oder Rhinozerosse, Tiere, die die schroffsten und scheinbar feindseligsten Orte dieser Welt nicht nur ihr Zuhause nennen, sondern auch von ihren Gegebenheiten abhängig sind. An diesen Orten hat die Natur das Sagen, das Wetter, die heimischen Tierarten – jedenfalls nicht der Mensch.

Wo die Landkarte am dunkelsten ist

Ende 2011 fing die Reise an. In den folgenden viereinhalb Jahren sollte es Peter und Beverly Pickford auf alle Kontinente verschlagen. Um diese unbefleckten Orte zu finden, arbeiteten sie mit Internetseiten, welche die Nutzung von elektrischem Licht auf der Weltkugel zeigen. Kein Licht bedeutete eine unberührte, nicht entwickelte Region. "Wildnis herrscht überall dort, wo die Landkarte am dunkelsten ist", sagt Peter Pickford. Genau dahin wollten die beiden. War erstmal ein solcher Ort gefunden, verschifften sie ihren speziell umgebauten Land Rover und los ging die Reise. Sie begrenzten ihre Reise auf ein bestimmtes Gebiet auf jedem Kontinent.

Oft waren sie die einzigen Menschen für Hunderte Kilometer weit und breit. Sie badeten in Flüssen oder wuschen sich im Regen. Sie kämpften sich durch mehrere Tage andauernde Stürme, sie versteckten sich vor hungrigen Bären. Sie steckten im Schlamm fest und litten Hunger und Durst. "In der wilden Natur kann man noch so gut vorbereitet sein, trotzdem legt man das eigene Schicksal in die Hände der Natur", sagt Beverly.

Wenn die Natur regiert

Die größte Gefahr seien die extremen und teils plötzlichen Wetterumschwünge gewesen. Nirgends seien die Stürme so gewaltig wie in der Arktis und Antarktis gewesen, wenn es keine erkennbare Unterscheidung mehr zwischen dem Meer, dem Schnee, dem Regen und dem Himmel gibt und man komplett den Elementen ausgesetzt ist. Während ihrer Reise arbeiteten Peter und Beverly bei -18 wie auch bei +45 Grad Celsius. Sie mussten sich und ihr Kameraequipment sowohl vor den Eiswinden der Pole als auch vor der glühenden Hitze der Tropen schützen, vor dem Staub der Wüsten und der Feuchtigkeit der Urwälder.

Wir sind vielleicht die letzte Generation mit dem Privileg, die Erde in ihrem wilden und unberührten Zustand zu erleben.
Beverly Pickford

So ausgeliefert zu sein, löst eine ganz besondere Stimmung aus: "Die Natur in ihrer Rohform zu erleben, hat uns Ehrfurcht, Respekt und Demut fühlen lassen", sagt Beverly Pickford. Ihnen sei die Macht, aber auch die Zerbrechlichkeit des wilden Lebens bewusst geworden. Und dass man sie unter allen Umständen schützen müsse.

"Wir sind vielleicht die letzte Generation mit dem Privileg, die Erde in ihrem wilden und unberührten Zustand zu erleben", sagt Beverly Pickford. Mit ihrer Dokumentation dieser Orte möchten die beiden Fotograf*innen die Menschen darauf aufmerksam machen, wie selten und daher wertvoll diese unberührten Ort sind. Schließlich gehe es um die Zukunft unseres Planeten. "Jede Nation dieser Erde ist kulturell an ihre jeweilige Landschaft gebunden. Sie zu schützen, bedeutet daher auch, die eigene Geschichte zu bewahren."

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